SPD: An der Elbe wiedereine echte Volkspartei

Die CDU liegt bei allen wichtigen Aspekten klar hinter den Sozialdemokraten. Die Lokalpolitik war dafür entscheidend.

Hamburg. Am Tag nach der Hamburger Bürgerschaftswahl haben nicht nur die Parteien die Bedeutung der ersten Landtagswahl 2011 analysiert, der in diesem Jahr noch sechs weitere folgen werden. Eine Woche vor der Wahl und am Sonntag haben Experten der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen Hamburger befragt. Ihre Analyse:

Für 82 Prozent der Befragten gab die Lokalpolitik den Ausschlag für ihre Wahlentscheidung, nur für 16 Prozent die Bundespolitik.

Eine personell (Spitzenkandidat Olaf Scholz) und inhaltlich (großer Kompetenz-Vorsprung) überzeugende SPD schloss an der Alster an ihre Zeiten als echte Volkspartei an. Für 69 Prozent ist die SPD „die Partei, die am besten zu Hamburg passt“.

Die Sozialdemokraten galten nicht nur bei den Hamburger Top-Themen Schule, Finanzen, Familie oder Wohnungsmarkt als kompetentere Partei. Selbst in bisherigen CDU-Domänen wie Wirtschaft oder Arbeit geriet die Union ins Hintertreffen.

Die SPD konnte sich stark verbessern. Auf einer Skala von plus bis minus fünf genoss sie mit plus 1,6 (2008: 1,1) das eindeutig höchste Ansehen in der Stadt. Die CDU brach auf minus 0,7 (2008: plus 1,5) ein. Ihr Ex-Senatspartner Grüne büßte mit minus 0,1 (2008: plus 0,5) für die missglückte Koalition. Trotz ihres Einzugs in die Bürgerschaft lagen FDP (minus 1,3) und Linke (minus 2,2) klar im roten Bereich.

CDU-Bürgermeister Christoph Ahlhaus war der erste Regierungschef mit Negativ-Image: Konnte Amtsvorgänger Ole von Beust (CDU) vor drei Jahren noch mit plus 2,0 überzeugen, erreichte sein Nachfolger minus 0,6. SPD-Spitzenkandidat Scholz wurde dagegen mit plus 2,0 parteiübergreifend gut bewertet. Ergebnis: 63 Prozent wollten Scholz, nur 20 Prozent Ahlhaus als Regierungschef.

Bei der für sie schwierigen 60-plus-Wählergeneration erreichten die Sozialdemokraten mit einem Plus von 24 Punkten 53 Prozent. Zum Vergleich: Die CDU halbierte sich auch bei ihren Stammwählern über 60 Jahren von 56 auf 29 Prozent.