SPD siegt in Hamburg: „Dass ich das noch erleben darf“

Wahlsieg: Hamburgs Sozialdemokraten feiern frenetisch ihre Rückkehr an die Macht. Die CDU-Anhänger sind am Boden zerstört.

Hamburg. Es ist die Stunde des großen Triumphs für die Hamburger Genossen. Ohrenbetäubend ist ihr Jubel, als um 18 Uhr die Prognosen über den Großbildschirm auf ihrer Wahlparty flimmern. Arme fliegen in die Höhe, Menschen formen Finger zu Victory-Zeichen. Die Sozialdemokraten mit ihrem Spitzenkandidaten Olaf Scholz haben bei der Bürgerschaftswahl einen triumphalen Sieg eingefahren. Und nach zehn Jahren verdrängen sie in ihrer alten und neuen Hochburg an der Elbe die CDU wieder von der Macht.

„Dass ich mit 81 Jahren noch einmal eine absolute Mehrheit erleben könnte, das habe ich nicht erwartet“, sagt Wilhelm Röper. Der Rentner mit Brille, weißem Schnauzbart und der traditionellen Hamburger Elbsegler-Mütze ist seit 1947 Mitglied der SPD, und die Freude über den klaren Wahlsieg seiner Partei ist ihm deutlich anzumerken. „Jetzt können wir zeigen, was wir können“, meint das SPD-Urgestein auf der Wahlparty in der „Fabrik“, einer zum Veranstaltungs- und Kulturzentrum umgebauten früheren Werkshalle eines Maschinenherstellers.

Auch Virginia Wright ist begeistert. Sie habe schon vor Jahren fest an die Fähigkeiten von Scholz geglaubt, auch wenn sie für ihren Optimismus in ihrer Partei mitunter „ein bisschen belächelt“ wurde, sagt die 45-jährige Genossin. Als Scholz eine gute halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale bei der Parteibasis in der „Fabrik“ eintrifft, wird der 52-Jährige mit frenetischem Beifall und rhythmischen „Olaf, Olaf, Olaf“-Rufen empfangen.

Nüchtern und hanseatisch-kühl hält Scholz kurz darauf eine kurze Siegesrede — genauso, wie er in den vergangenen Wochen um die Gunst der Hamburger geworben hatte. In seiner Ansprache erwähnt der künftige Bürgermeister das „sehr beeindruckende Wahlergebnis“ nur kurz, bevor er sich wieder mit ernstem Gesicht und ernstem Ton direkt an die Wähler wendet.

Sie hätten ihm und der SPD „das Vertrauen“ geschenkt, sagt der frühere Bundesarbeitsminister. Und betont: „Das nehme ich sehr ernst.“ Die Erwartungen, die an einen Machtwechsel hin zur SPD geknüpft seien, „werden nicht enttäuscht werden“. Seine Rede beendet Scholz mit einem knappen „An die Arbeit.“

Währendessen befinden sich die Hamburger Christdemokraten im Schockzustand. Viele hatten die Wahlniederlage unter Führung des glücklosen Bürgermeisters Christoph Ahlhaus zwar vorausgesehen, aber das schlechteste Ergebnis der Partei in der Hansestadt seit dem Zweiten Weltkrieg und der Verlust von voraussichtlich etwa der Hälfte ihrer Sitze in der Bürgerschaft übertraf die Befürchtungen dann doch. „So schlimm habe ich es nicht erwartet“, sagt Günter Bornmann. Offenbar sei die CDU wegen des Rücktritts von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und dem einiger CDU-Senatoren in den vergangenen Monate „abgestraft“ worden. Von Beust hatte sich im August aus der Politik zurückgezogen und das Feld seinem Nachfolger Ahlhaus überlassen.