AfD-Parteitag Stars und Sternchen - Das Personal der AfD
Stuttgart. Neue Parteien, sagt einer, der derzeit bei der AfD ganz oben ist, "sind wie eine Waschmaschine". Sie schleudern das Personal durch. Das beste Beispiel ist Parteigründer Bernd Lucke, der letztes Jahr von der Spitze verdrängt wurde und dann austrat.
Wer spielt bei den Rechten derzeit welche Rolle?
Frauke Petry. Die 40jährige Diplomchemikerin galt seit ihrem Sieg über Lucke als die Nummer Eins. Stuttgart hat gezeigt, dass sie das nicht mehr ist. Im Vorstand ist sie isoliert, man wirft ihr Alleingänge vor. Petry steht unter Druck. Fast symbolisch strauchelte sie auf der Bühne, verlor einen Schuh und hielt später eine nervös vorgetragene, fahrige Rede. Kritik an der Presse stand dabei im Mittelpunkt, das ist bei ihr mittlerweile zur Obsession geworden. Dass sie den Parteitag als Chefin mit Detailanträgen für die Förderung deutsche Orchester beschäftigte, kam auch nicht gut an.
Jörg Meuthen. Der unscheinbare Volkswirtschaftsprofessor stand als Co-Vorsitzender bisher in Petrys Schatten, aus dem er in Stuttgart deutlich herausgetreten ist. Er wirkte souveräner und lockerer. Vor allem seine Kampfansage an die 68er Generation kam an. Auch sonst spürte man, dass er die Zügel intern übernommen hat, etwa als er die Mitglieder wegen der von Linksaktivisten veröffentlichten Privatadressen beruhigte und zugleich von der Bundesregierung Maßnahmen forderte. Der Wahlerfolg in Baden-Württemberg, wo Meuthen den Landesverband führt, verleiht offenbar Flügel. Der 54jährige steht für einen moderaten Konservatismus.
Beatrix von Storch. Die 44jährige Rechtsanwältin mit adliger Herkunft gilt als Urheberin der Idee, das Anti-Islam-Thema zu betonen. "Asyl und Euro sind verbraucht, bringen nichts Neues", schrieb sie in einer internen Mail. In Stuttgart trat von Storch bis auf einen kurzen Debattenbeitrag praktisch nicht in Erscheinung. Insider sagen, dass die Europaabgeordnete und stellvertretende Parteivorsitzende keine weitergehenden Ambitionen habe und den Vorsitz nicht anstrebe. Auffällig war, wie oft sie mit Alexander Gauland redete.
Alexander Gauland. Der 75jährige Fraktionschef im brandenburgischen Landtag und Ex-CDU-Politiker ist die graue Eminenz der AfD. Er ist jederzeit in der Lage, Vorsitzende vor sich her zu treiben. So war er der erste, der eine Öffnung zur Pegida-Bewegung forderte. In Stuttgart hielt er die Eröffnungsrede und griff die "Konsensparteien" an. Gauland reicht es, aus der zweiten Reihe Einfluss zu haben. Die Offerte, als Bundespräsidenten-Kandidat für die AfD anzutreten, lehnte er ab.
Weitere wichtige Akteure: Björn Höcke, der thüringische Landeschef. Er ist die Kultfigur der Rechtsaußen mit völkischen Ideen. Im Moment ist das in der AfD noch eine Minderheit. André Poggenburg, Chef des bisher erfolgreichsten Landesverbandes Sachsen-Anhalt, gehört zu seinem Lager, wird aber intern weit weniger ernst genommen. Eine wichtigere Rolle könnte künftig noch der niedersächsische Landeschef Armin-Paul Hampel spielen, ein Ex-ARD-Journalist mit gemäßigt rechten Ansichten.