Statistiker machen wenig Hoffnung auf mehr Geburten

Berlin (dpa) - Die Geburtenzahl in Deutschland wird nach einer Prognose des Statischen Bundesamtes auch weiter auf niedrigem Niveau verharren. Die Gründe sind vielfältig: Mütter sind heute bei Geburt ihres ersten Kindes immer älter - im Schnitt 29 Jahre.

Anfang der 70er Jahre lag dieses Alter noch bei 24. Und: Etwa 22 Prozent der Frauen, die heute älter als 40 sind, werden vermutlich ihr Leben lang kinderlos bleiben. Zugleich geht die Zahl der Großfamilien weiter zurück. Nur noch 15 Prozent der Familien gelten als „kinderreich“, weil dort drei oder mehr Kinder aufwachsen.

„Ohne spürbare Änderung im Geburtenverhalten der jüngeren Frauenjahrgänge ist ein Anstieg der Geburtenzahlen aus heutiger Sicht unwahrscheinlich“, sagte der Präsident des Statistischen Bundesamtes, Roderich Egeler am Donnerstag in Berlin. 673 500 Kinder wurden 2012 geboren - ein Viertel weniger als noch im Jahr der deutschen Vereinigung 1990.

Ab 2020 befürchten die Statistiker sogar noch einen weiteren Rückgang der Geburten, weil es dann wegen der Altersentwicklung der Bevölkerung noch weniger Frauen im gebärfähigen Alter zwischen 15 und 45 Jahren gibt als heute.

Auf der Basis des Mikrozensus von 2012 (kleine Volkszählung) haben die Statistiker ausgerechnet, dass im Westen der Anteil der kinderlosen Frauen mit 23 Prozent deutlich höher ist als in den neuen Ländern (15 Prozent). Besonders ausgeprägt ist die Kinderlosigkeit in den Stadtstaaten. In Hamburg sind sogar 32 Prozent der Frauen ohne Nachwuchs. Am geringsten ist die Kinderlosenquote dagegen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern (jeweils unter 14 Prozent).

Akademikerinnen bleiben besonders häufig ohne Kind. Im Westen haben 30 Prozent der Frauen mit Hochschulabschluss im Alter von 45 bis 49 Jahren kein Kind zur Welt gebracht. Der Lichtblick: Jüngere Akademikerinnen sagen heute wieder eher Ja zum Kind als in früheren Jahren. Über die Gründe lasse sich bisher nur spekulieren, so die Statistiker.

Mütter bringen heute durchschnittlich zwei Kinder zur Welt: 31 Prozent nur ein Kind, 48 Prozent zwei Kinder, 15 Prozent drei und 6 Prozent vier oder mehr.

Je älter die Kinder werden, desto häufiger gehen Mütter wieder einen Beruf nach. 2012 war nur rund jede dritte Mutter mit Kindern unter drei Jahren erwerbstätig. Von den Müttern mit jüngstem Kind im Kindergartenalter (3 bis 5 Jahre) waren dagegen 62 Prozent erwerbstätig.

Die befürchtete Klagewelle wegen fehlender Kita-Plätze für Kinder unter drei Jahren ist ausgeblieben. Dies ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa 100 Tage nach Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf einen öffentlich geförderten Kita-Platz für Ein- und Zweijährige (8. November). Danach haben nur vereinzelt Eltern Gerichte eingeschaltet. In Köln beispielsweise sind acht Eil-Verfahren anhängig. In Mainz wurden zwei, in Stuttgart eine Klage eingereicht. In München klagten einige Eltern, weil ihnen der Weg zur Kindertagesstätte zu weit erschien.

Wo Probleme aufgetaucht seien, hätte die Städte den Kontakt zu den Eltern gesucht und fast immer eine Alternative anbieten können, sagte Städtetags-Hauptgeschäftsführer Stephan Articus. „Wir können nach 100 Tagen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung feststellen: Die immensen Anstrengungen der Städte haben sich gelohnt. Die allermeisten Kinder, für die Eltern einen Betreuungsplatz brauchten, sind mit Angeboten versorgt.“