Gauck: Probleme mit Zuwanderung klar benennen
Mannheim (dpa) - Bundespräsident Joachim Gauck hat zu einer differenzierten Debatte über Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien aufgerufen.
Dabei gehe es auch um die Frage, ob Deutschland wieder in Zeiten alter Vorurteile zurückfalle, sagte er am Donnerstag beim Besuch einer Schule mit hohem Migrantenanteil in Mannheim.
Gauck rief zugleich dazu auf, Schwierigkeiten mit der Zuwanderung aus Südosteuropa klar zu benennen. „Wir helfen uns nicht, wenn wir so tun, als gäbe es keine Probleme“, sagte er. „Nur wenn wir so offen und klar sprechen, können wir auch mit denen hadern, kämpfen, sprechen und argumentieren, die Vorurteile befördern.“
Gauck wollte sich in Mannheim selbst ein Bild über die Zuwanderung von Menschen aus Bulgarien und Rumänien und über die Situation von Sinti und Roma machen. Mannheim ist eine der Städte, in die besonders viele Menschen aus Südosteuropa kommen. Nach Angaben der Stadtverwaltung leben rund 6500 Menschen aus den beiden östlichen EU-Staaten hier - plus Dunkelziffer. Bundesweit waren es im vergangenen Jahr 324 000, ein Zuwachs um mehr als ein Viertel innerhalb eines Jahres. Oft versuchen die Menschen, bitterer Armut in ihren Heimatländern zu entkommen.
„Ich bin hierhergekommen, weil Sie mit Zuwanderung aus Südosteuropa, und hier speziell von Roma-Familien, ein ganz besonderes Problem haben“, sagte Gauck zu Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). In Mannheim lerne er die Schwierigkeiten als gestaltbare Probleme kennen - „nicht als Probleme, die uns überwältigen“.
Der Stadt zufolge kommen die Kinder aus Südosteuropa häufig mitten im Schuljahr, sprechen kaum Deutsch und liegen mit ihrem Wissensstand um Jahre zurück. Auch fehle den Familien das Geld für Schulmaterialien. Teilweise seien für die Verständigung mit den Eltern Dolmetscher nötig. Die Stadt zahle stark betroffenen Schulen daher pro bulgarischem oder rumänischem Kind pauschal 300 Euro.