Statistisches Bundesamt: Einnahmen der Ärzte steigen deutlich

Wiesbaden (dpa) - Niedergelassene Ärzte haben im Laufe der vergangenen Jahre deutlich mehr eingenommen, allerdings mussten sie für Praxis und Personal nach jüngsten Erhebungen des Statistischen Bundesamtes auch mehr ausgeben.

Im Vergleich kassierte eine Praxis 2011 mit 483 000 Euro 21 Prozent mehr als noch 2007, teilt das Statistische Bundesamt in einer neuen Fachstudie mit. Laut Statistik lag der Reinertrag jedes Mediziners 2011 bei durchschnittlich 13 833 Euro pro Monat und Arzt oder bei 234 000 Euro pro Jahr und Praxis. Vier Jahre zuvor waren es 11 833 Euro (193 000 pro Jahr/Praxis). Dabei handelt es sich um Einnahmen abzüglich der Kosten der Praxis und der Gehälter, aber vor Steuern und Versicherungen.

Eine Praxis war 2011 allerdings auch um einiges teurer als in den Jahren zuvor: „Die Aufwendungen je Arztpraxis sind im gleichen Zeitraum um rund 21 Prozent auf 249 000 Euro gestiegen“, heißt es in der Fachstudie des Bundesamtes in Wiesbaden. Zunächst hatten das Nachrichtenportal „Spiegel-Online“ und die „Süddeutsche Zeitung“ (Freitag) über die Statistik berichtet, die unter mehr als 4000 Arztpraxen erhoben wurde. Laut Statistik muss vom Reinertrag auch die Ablösesumme für den vorherigen Praxisinhaber abgezogen werden. Das Statistische Bundesamt bezeichnet den Reinertrag daher als „rein rechnerische Größe“.

Vom Anstieg der Honorare konnten laut Statistik so gut wie alle Ärztegruppen profitieren, allerdings gibt es auch Unterschiede zwischen den Medizinern in Ost- und in Westdeutschland. Während die Ärzte in Westdeutschland 2011 insgesamt 516 000 Euro einnahmen, waren es bei ihren Kollegen in Ostdeutschland nur 339 000 Euro.

Allgemeinmediziner steigerten ihren jährlichen Reinertrag um 30 000 auf 181 000 Euro. Zwar nahmen ihre Aufwendungen deutlich zu um 17 000 Euro im selben Zeitraum, doch kletterten die Einnahmen erheblich stärker. Orthopäden verdienten 2011 im Durchschnitt einen Reinertrag von 293 000 Euro, vier Jahre zuvor waren es noch 17 000 Euro weniger.

Die größten Einkommenszuwächse konnten die Augenärzte erzielen. Die Reinerträge ihrer Praxen stiegen zwischen 2007 und 2011 von jeweils 219 000 auf 297 000 Euro, eine Zunahme von mehr als 35 Prozent. Praxisinhaber kommen in diesem Fachbereich auf durchschnittlich 229 000 Euro. Spitzenreiter unter den Ärzten bleiben nach wie vor die Radiologen und Nuklearmediziner. Sie erzielten der Erhebung zufolge 2011 einen Reinertrag von 25 250 Euro im Monat bei Aufwendungen von mehr als 1,94 Millionen Euro pro Jahr und Praxis.

Der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Köhler, sagte, nach Abzug des Inflationsausgleichs hätten Vertragsärzte eine reale Steigerung von jährlich zwei Prozent erzielt. „Ein Zuwachs in dieser Höhe ist (...) nach mehr als zwanzig Jahren strikter Budgetierung dringend erforderlich.“ Junge Ärzte müssten gewonnen werden.

Der Krankenkasssen-Spitzenverband kritisierte, die Ärztevertreter müssten sich fragen lassen, ob es fair sei, wenn ein Radiologe in der Großstadt mehr als doppelt so viel verdiene wie ein Landarzt.

Dem Deutschen Hausärzteverband sind die Zahlen zu pauschal. So gebe es etwa in gut situierten Großstadtlagen oder Städten mit vielen Beamten wie Münster viele Privatpatienten, sagte der Vorsitzende Ulrich Weigeldt. In strukturschwachen Gebieten kämpften Hausarztpraxen teilweise ums Überleben.

Hamburger Ärzte und Psychotherapeuten bekommen unterdessen einen „Hamburg-Zuschlag“ für die hohen Kosten in der Hansestadt etwa für Miete und Personal, so die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg.