Synthetische Drogen breiten sich aus
Berlin (dpa) - Synthetische Drogen breiten sich in Deutschland und Europa weiter aus. 28 neue Stoffe wurden in diesem Jahr in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz gestellt, europaweit mehr als 50 neue Drogen entdeckt.
Das geht aus den deutschen und europäischen Jahresberichten der Beobachtungsstellen für Drogen und Drogensucht hervor. „Wichtig ist, dass Konsumenten sich bewusst machen, dass es sich um ganz gefährliche Substanzen handelt, weil man nie genau weiß, was drin ist“, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), am Donnerstag in Berlin.
Experten warnen vor den unkontrollierbaren Risiken der Substanzen, die oft aus Asien kommen und über das Internet vertrieben werden. „Das sind häufig nicht völlig neue Substanzen, sondern das sind Stoffe, die als Forschungschemikalien entwickelt wurden, allerdings nie zum menschlichen Konsum“, sagte Roland Simon von der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht. Die langfristigen Konsequenzen des Konsums seien überhaupt nicht absehbar, betonte Tim Pfeiffer-Gerschel von der Deutschen Stelle.
Die Bedeutung von Opiaten wie Heroin nimmt unterdessen ab. „Schätzungen lassen uns vermuten, dass sich die Zahl der Heroin-Konsumenten seit 2008 kontinuierlich verringert“, sagte Pfeiffer-Gerschel. Auch Simon hat in Europa eine Trendwende erkannt. „Wir haben weniger Neu-Konsumenten, wir haben einen steigenden Anteil von Opiat-abhängigen Konsumenten in Behandlung“, sagte er. Insgesamt konsumierten in Europa 1,4 Millionen Menschen Opioide wie Heroin.
Am verbreitetsten in Deutschland und Europa ist weiter Cannabis. Rund ein Viertel der Erwachsenen hat die Droge den Berichten zufolge schon einmal konsumiert. Bei den 18- bis 25-Jährigen in Deutschland nahm jeder achte im vergangenen Jahr Cannabis, bei den 12- bis 17-Jährigen waren es fünf Prozent. In Europa haben nach Angaben von Simon 80 Millionen Menschen die Droge schon einmal konsumiert. Das Einstiegsalter derjenigen, die wegen Cannabis-Problemen behandelt werden, liege bei durchschnittlich 15,3 Jahren, sagte Dyckmans.
Sie warnte vor einer Verharmlosung. Cannabis sei eine gefährliche Droge. „Jede Form von Bagatellisierung halte ich für falsch.“ Die Nachfrage nach Behandlung und Beratung sei weiterhin sehr hoch - ein Drittel der Patienten wurde wegen Cannabis behandelt. „Die Risiken für psychische Beeinträchtigung beim regelmäßigen Cannabis-Konsum sind vor allem bei Jugendlichen sehr erhöht“, sagte Dyckmans. Gedächtnisprobleme oder ernsthafte psychiatrische Störungen bis hin zur Schizophrenie könnten die Folge sein.