Terrorwarnung vor Finale - Friedrich: Kein konkreter Hinweis

Berlin (dpa) - Vor dem Champions-League-Finale hat das Bundeskriminalamt (BKA) nach Berichten mehrerer Medien vor einem möglichen Terror-Anschlag in Deutschland gewarnt.

Nach Aussage von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gibt es aber keine konkreten Erkenntnisse über Anschlagspläne von Islamisten auf Fußball-Fanmeilen. Der russische Geheimdienst soll vor einer verdächtigen Einzelperson in Deutschland gewarnt haben. Die ohnehin hohen Sicherheitsvorkehrungen wurden nach Behördenangaben vom Samstag weder in Dortmund und München noch in Berlin zusätzlich verschärft.

Am Abend treten Borussia Dortmund und Bayern München in London zum Finale der Champions League an. In zahlreichen deutschen Städten wollen Fans die Fußballübertragung auf Großbildleinwänden verfolgen. Am Nachmittag war der Andrang im Gegenzug zu früheren Veranstaltungen in Berlin allerdings noch spärlich. Die Veranstalter führten das vor allen auf das Regenwetter zurück.

Nach Informationen von „Spiegel online“ hat BKA-Chef Jörg Ziercke den Innenministern von Bund und Ländern in einer vertraulichen Sitzung am Freitag von Hinweisen auf ein möglicherweise geplantes Attentat berichtet. Gefährdet, so Ziercke, seien womöglich die Fanmeilen.

Bundesinnenminister Friedrich ging nicht auf die Aussage Zierckes ein. „Deutschland steht seit längerem im Fadenkreuz des internationalen Terrorismus. Es gebe derzeit keine Hinweise auf Anschlagspläne oder Anschlagziele in Deutschland, sagte er nach Angaben seines Ministeriums. „Bei Großereignissen wie dem heutigen Champions-League-Finale in London stehen die Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern im intensiven Austausch mit ihren europäischen Partnern.“

Nach Informationen von SWRinfo kam der Hinweis auf eine mögliche Anschlagsplanung vom russischen Inlandsgeheimdienst FSB. Demnach soll es sich um eine Einzelperson in Deutschland handeln, die vom BKA bereits identifiziert worden sei.

Es sei weder ein konkreter Ort noch eine mögliche Zeit für einen Anschlag genannt worden, meldete der Sender am Samstag. Es gebt auch keinen Hinweis, dass irgendein Zusammenhang mit dem Champions-League-Finale bestehen könnte, hieß es unter Berufung auf Sicherheitskreise. Die Warnung des FSB werde auch deshalb sehr ernst genommen, weil russische Sicherheitsbehörden die USA auf die tschetschenischen Islamisten hingewiesen hatten, die dann Mitte April den Anschlag auf den Marathon in Boston verübten. Dort wurden drei Menschen getötet, mehr als 200 wurden verletzt.

Die Dortmunder Polizei sieht keine Gefahren beim Public Viewing in der Stadt. Die Sicherheitsmaßnahmen seien seit Freitag nicht noch einmal verstärkt worden, weil sie sowieso schon hoch seien. „Wir haben von vornherein eine sichere Veranstaltung geplant“, sagte Polizeisprecher Gisbert Hoffmann. Auch in München müssen Fußball-Fans nicht mit verschärften Kontrollen rechnen. „Es gibt keine Hinweise auf eine konkrete Gefahr, nicht in Deutschland und schon gar nicht in Bayern“, sagte Oliver Platzer, Sprecher des bayerischen Innenministeriums.

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) sieht die Sicherheitsmaßnahmen der Polizei für die Fanmeile zum Champions-League-Finale auf einem hohen Niveau. „Die Berliner Polizei ist heute wieder gut vorbereitet“, sagte er nach Angaben der Senatskanzlei. Es gebe bei der Polizei in der Hauptstadt nicht zuletzt dank der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland viel Erfahrung mit Großeinsätzen dieser Art.

Die Innenminister mehrere Länder betonten am Samstag, dass es keine Anhaltspunkte für geplante Anschläge auf Fußballfans gebe. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) sagte der dpa, es stünden sieben Hundertschaften der Polizei in seinem Bundesland in Bereitschaft. „Wir tun alles in unser Macht stehende, um die Menschen zu schützen.“

Der Mainzer Innenminister Roger Lewentz (SPD) sprach von einer „abstrakten Gefährdungslage“, auf die die Sicherheitsbehörden „selbstverständlich immer eingerichtet sind“. Das Düsseldorfer Innenministerium verwies auf einen Erlass, mit dem die Sicherheitskräfte nach dem Anschlag in Boston sensibilisiert worden seien. Der Mordanschlag auf einen britischen Soldaten in London in dieser Woche habe die Aufmerksamkeit für die grundsätzlich bestehende Gefahrenlage noch einmal erhöht. „Man hat das Ganze sehr eng im Blick“, sagte eine Ministeriumssprecherin in Düsseldorf.