Bayer Leverkusen Mit links in die Champions League?

Kein anderer Bundesligist trifft so oft mit dem "falschen" Fuß wie Bayer Leverkusen. Neben Kai Havertz glänzt dabei auch ein "Vergessener".

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Am Mittwoch Abend hat Peter Bosz gelitten. Das dramatische Aus von Ajax Amsterdam in quasi letzter Sekunde hat den Trainer von Bayer Leverkusen geschmerzt. "Ja, das hat mir sehr weh getan. Ich kenne noch viele Leute dort, mit denen ich zusammen gearbeitet habe", sagte Bosz. In der Saison 2016/17 führte er Ajax bis ins Finale der Europa League. Mit "Fußball total", wie in den Niederlanden das aggressiv-dominante Angriffsspiel genannt wird. Bei Borussia Dortmund ist Bosz ein Jahr später damit gescheitert, in Leverkusen hat es der 55-Jährige nun leicht modifiziert. Es könnte die "Werkself" zum Ziel führen.

Das Ziel - es lautet Champions-League-Qualifikation. So lautete es bereits im Sommer-Trainingslager in Zell am See, doch selbst nach dem Trainer-Wechsel von Heiko Herrlich zu Peter Bosz Ende Dezember war die europäische Königsklasse noch vor vier Wochen von Leverkusen so weit entfernt wie der Berliner Flughafen von der Eröffnung. Anfang April hatte die "Werkself"

zum dritten Mal hintereinander verloren. "Die Stimmung war schlecht. Alle waren angefressen. Aber wir haben die Kurve nochmal bekommen", sagte Kevin Volland.

Weniger wegen des marginalen Paradigmenwechsels von Bosz hin zu einer etwas kontrollierteren Offensive als vielmehr wegen der individuellen Klasse eines magischen Dreiecks. 63 Treffer haben die Leverkusener bisher erzielt - 35 und damit mehr als die Hälfte gehen auf das Konto von Kai Havertz, Julian Brandt und Kevin Volland. Drei Asse, die heute gegen Schalke 04 sowie am letzten Spieltag bei Hertha BSC Berlin den Traum von der Champions League doch noch Realität werden lassen können. "Die Gegner wissen, dass es gegen uns extrem schwer wird", sagte Volland.

Was auch daran liegen könnte, dass die gegnerischen Verteidiger mit der "linken Tour" Leverkusens nicht zurechtkommen. Kein anderer Bundesligist erzielt derart viele Treffer mit dem linken Fuß wie die "Werkself". So gelangen allein Volland und Havertz

20 ihrer bislang 29 Tore mit links. Überhaupt ist Volland mit 25 Torbeteiligungen (14 Treffer + elf Vorlagen) ertragreichster Akteur der Rot-Schwarzen. Im Hype um die Jung-Nationalspieler Brandt (21 Torbeteilungungen mit sechs Treffern + 15

Vorlagen) sowie Havertz (19 Torbeteiligungen mit 15 Treffern + vier Vorlagen) wird der Allgäuer jedoch übersehen.

Volland: "Ich kann durchaus auf dem Niveau der Nationalmannschaft spielen"

"Ich war schon in der vergangenen Saison mit 14 Treffern und drei Tor-Vorlagen nicht so schlecht und bin auch aktuell gut drauf", meinte Volland. Dabei ist es egal, ob er als zentraler Angreifer oder auf der Außenbahn eingesetzt wird. "Ich habe die Erfahrung, auf jeder Position das Beste herauszuholen", sagte der 26-Jährige. Dass der zehnmalige Nationalspieler aus Marktoberdorf bei Bundestrainer Joachim Löw trotz allem keine Beachtung findet, ist verwunderlich. Schließlich ist Volland nach Marco Reus der zweitbeste deutsche Scorer und ein Überangebot an qualifizierten Mittelstürmern gibt es in Deutschland nun wirklich nicht.

"Es gab im Nationalteam ja einen Umbruch, ältere Spieler werden nicht mehr eingeladen", sagte Volland. Mit seinen 26 Jahren klingt es wie Ironie, doch irgendwie scheint er sich mit seinem Schicksal abgefunden zu haben. Ich bin Realist, seit November 2016 hat sich der DFB nicht mehr bei mir gemeldet. Dabei kann ich durchaus auf diesem Niveau spielen, so selbstbewusst darf ich schon sein", sagte Volland. Beweisen kann er es erneut in den letzten 180 Minuten dieser Saison. "Schalke und Berlin sind zwei Endspiele. Wenn wir sie beide gewinnen, dann haben wir gute Chancen auf die Champions League."