Bayer Leverkusen Alarios Abschiedsgeschenke?

Leverkusen · Ein wichtiger Treffer, eine Tor-Vorlage - Leverkusens Lucas Alario ist gegen Nürnberg der entscheidende Mann. Mit seinen Einsatzzeiten aber ist der Argentinier höchst unzufrieden.

Julian Brandt (l-r) Leverkusens Torschütze Lucas Alario und Leverkusens Wendell bejubeln das Tor zum 1:0.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Wer als Argentinier in Luis Suárez vom FC Barcelona einen Stürmer aus Uruguay sein Vorbild nennt und als Fan der Boca Juniors Buenos Aires das Trikot des ungeliebten Lokalrivalen River Plate getragen hat, der muss die Ruhe weg haben. Kein Wunder also, dass Lucas Alario am Karsamstag im Medienbereich der Leverkusener BayArena die Fragen der Journalisten freundlich und mit stoischer Gelassenheit beantwortete. "Der Trainer hat gesagt, ich soll einfach die Bälle verwerten, die in den Strafraum fliegen.

Vor dem 1:0 habe ich Julian jedoch ein Zeichen gegeben, dass er die Ecke auf den ersten Pfosten schlagen soll", sagte Alario.

Julian Brandt verstand das Zeichen, Alario kam mit dem Kopf an seinen Eckball heran und Sekunden später in dieser 61. Minute war die "Werkself" erlöst. Alarios Treffer bedeutete für Bayer Leverkusen den Dosenöffner im zähen Geduldsspiel gegen den stur defensiv agierenden 1. FC Nürnberg. Als dieser dann das Risiko erhöhen musste, besorgte Kevin Volland das 2:0 (86.).

Ein Arbeitssieg, mit dem die Mannschaft von Trainer Peter Bosz ihre Chance auf einen Platz im Europapokal wahrt. Den Pass zum 2:0 lieferte Alario. "Das Spiel war wichtig für die Mannschaft, aber auch für mich persönlich", meinte Alario.

Bosz präferiert eine spielende Spitze und sprengt dafür sogar sein kreatives Zentrum

Schließlich ist der im August 2017 für die Leverkusener Rekordablösesumme von 24 Millionen Euro geholte Argentinier in dieser Saison nur noch Teilzeitkraft im rot-schwarzen Trikot. Dabei hat der Mittelstürmer im ersten Bundesliga-Jahr in 23 Spielen bei neun Treffern und fünf Torvorlagen den Nachweis seiner Leistungsfähigkeit erbracht. Doch sowohl Bosz als auch Vorgänger Heiko Herrlich präferieren anstelle des klassischen Stoßstürmers lieber einen spielenden Angreifer als zentrale Spitze. Eine Rolle, in der sich Volland trotz beachtlicher 13 Treffer und neun Torvorlagen allerdings nicht immer so richtig wohl fühlt.

Erst recht nicht gegen tiefstehende Gegner wie Nürnberg. Alario aber war für Bosz noch nicht mal eine Option, als Karim Bellarabi Ende März in Hoffenheim durch eine Oberschenkelverletzung das Saison-Aus ereilte. Statt Volland auf die Außenbahn zu ziehen und Alario als Mittelstürmer zu bringen, riss Bosz lieber sein gut funktionierendes zentrales Mittelfeld-Duo Brandt und Havertz auseinander. Obwohl dies im Spiel der "Werkself" nachweislich die Balance gefährdet, da Kai Havertz mit seinen technischen Fähigkeiten immer wieder in die Mitte zieht und die rechte Seite somit für gegnerische Angriffe anfällig geöffnet wird.

So kommt Alario zwar aktuell erneut auf 23 Einsätze, wurde dabei jedoch zumeist nur eingewechselt und steht so erst bei vier Toren. Über 90 Minuten durfte er zum bisher letzten Male im Oktober ran, Bosz hat ihn noch nie in die Start-Elf berufen und auch gegen den "Club" wäre wohl allenfalls ein Kurzeinsatz herausgesprungen, hätte sich nicht Leon Bailey nach etwa einer halben Stunde verletzt. So bitter das Aus für den Jamaikaner war, gegen mauernde Nürnberger wurde Bosz dadurch quasi zum Glück gezwungen. "Lucas ist ein guter Strafraumspieler, aber vielleicht hätten wir auch so ein Tor erzielt", sagte Bosz.

Atletico Madrid, Sporting Lissabon und Betis Sevilla zeigen Interesse an Alario

Der Niederländer klang dabei fast ein wenig trotzig und wollte Alario trotz des Ausfalls von Bellarabi und nun auch Bailey kein Startelf-Mandat für die Partie beim FC Augsburg am Freitag garantieren. "Das kläre ich zuerst mit dem Spieler und nicht mit der Öffentlichkeit. Einwechselspieler müssen ja etwas ändern, wenn sie eingewechselt werden. Sonst bräuchte ich nicht zu wechseln. Lucas ist ein sehr professioneller Spieler und hat das verstanden", meinte der 55-Jährige.

Wenn sich Bosz da mal nicht täuscht. Natürlich verhält sich Alario professionell, Zicken sowie Mätzchen entsprechen nicht dem zurückhaltenden und höflichen Naturell des Mannes aus der Provinz Santa Fe. Was allerdings nicht heißt, dass sich Alario mit dem Status Quo bis zum Ende des Vertrages 2022 abfinden will. "Ich bin voll fokussiert und werde in den ausstehenden vier Spielen alles geben, um so viele Punkte wie möglich zu holen. Im Juni allerdings muss ich dann eine Entscheidung treffen", sagte Alario. Schließlich zeigen Atletico Madrid, Sporting Lissabon und Betis Sevilla Interesse am 26-Jährigen. "Ich wollte vor zwei Jahren nach Leverkusen und ich bin gerne hier. Aber ich möchte hier eben auch gerne mehr spielen."