Bundesliga Leverkusener Steilflug folgt der jähe Absturz

Leverkusen · Der "Werkself" werden von Hoffenheim beim 1:4 die Flügel gestutzt. Der Abstand zu den internationalen Plätzen wird größer.

Hoffenheims Torwart Oliver Baumann wehrt einen Ball ab.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Zwei Spiele, zwei Siege, 7:1 Tore - und das innerhalb weniger Stunden. Für die TSG 1899 Hoffenheim hat sich die Reise nach Leverkusen gelohnt. Erst gewannen die Fußballerinnen ihr Bundesliga-Spiel auf dem Platz neben der BayArena mit 3:0, nur wenig später behielten die Männer im großen Stadion mit 4:1 (2:1) die Oberhand. Auf welchem Parkplatz der A61 denn die Party steigen würde, wurde Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann gefragt. "Heute würde sich das ja tatsächlich anbieten. Da ich aber unser nächstes Spiel vorzubereiten habe, müsste ich dabei kürzer treten", so der 31-Jährige.

Am Mittwoch wollen die Kraichgauer bei Olympique Lyon ihre Chance auf das Achtelfinale der Champions League wahren. Einen Tag später kann Bayer 04 Leverkusen in der Europa League gegen den FC Zürich einen großen Schritt in Richtung Sechzehntelfinale machen. Die Stimmung vor den internationalen Aufgaben könnte in beiden Lagern nach dem sehr ansehnlichen Duell vom Samstag jedoch unterschiedlicher nicht sein. Während Hoffenheim mit dem dritten Sieg in Folge in der Tabelle weiter klettert, ist bei der "Werkself" nach einem Zwischenhoch der Kater zurück.

Lars Bender reagiert nach einer vergebenen Chance.

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"Wir hängen im Tabellen-Mittelfeld fest"

Zwei Spiele, zwei Siege, 11:2 Tore - das Team von Trainer Heiko Herrlich schien mit den beiden Auftritten bei Werder Bremen und im DFB-Pokal bei Borussia Mönchengladbach endlich explodiert zu sein. Doch so schnell der Glanz gekommen war, so schnell ist er auch wieder verflogen. "Wir wollten die TSG in der Tabelle überholen", sagte Herrlich. Stattdessen liegt die "Werkself" nun fünf Punkte hinter ihr. "Wir hängen im Tabellen-Mittelfeld fest", sagte Sportdirektor Rudi Völler. Und das nicht nur, weil Angreifer Karim Bellarabi nach 37 Minuten wegen Oberschenkel-Problemen vom Feld musste.

Lange war der 28-Jährige seiner früheren Form hinterhergelaufen, dann gelangen ihm in den vergangenen vier Spielen sieben Treffer und zwei Tor-Vorlagen. Auch gegen Hoffenheim schien nach dem 0:1 von Nelson (19.) sein Ausgleich nur elf Minuten später das Signal zur Wende. Kurze Zeit später aber kam das Aus. Und sein Team nach dem 1:2 durch Joelinton (34.) nicht mehr in die Erfolgsspur. "Wir waren überlegen, haben den Gegner allerdings nicht unter Druck setzen können. Dennoch war das kein herber Rückschlag, es war in dieser Saison unser bislang bestes Heimspiel", sagte Kapitän Lars Bender.

Gravierende Abwehr-Fehler lassen die "Werkself" nicht vorwärts kommen

Da die vorangegangenen vier mit Ausnahme starker 45 Minuten gegen den BVB ziemlich mau waren, hat Bender sogar Recht. Die "Werkself" agierte gierig, passsicher und zielstrebig zum gegnerischen Tor. Die Höhe der Niederlage täuscht daher in der Tat über den Spielverlauf hinweg. Das aber taten die beiden Kantersiege in Bremen und Mönchengladbach auch. Die Taktik des Gegners, eine Portion Spielglück sowie brutale Effizienz haben dort eine trügerische Klasse suggeriert. Eine Klasse, die gegen clevere Hoffenheimer durch dilettantische Abwehrschnitzer wieder auf Normal-Maß zurechtgestutzt wurde.

"Das 0:1 darf so nicht fallen. Bei Ecken muss einer raus rücken", monierte Herrlich. In dieser Szene war Tah unaufmerksam, beim zweiten Treffer sahen Jedvaj und Sven Bender nicht gut aus. Vor dem 1:3 durch einen Elfmeter von Grifo (49.) konnte Tah einen Fehler von Lars Bender im Aufbau nur per Foul reparieren, beim 1:4 durch Joelinton (73.) ließ sich Jedvaj düpieren und Wendell offenbarte allgemein einmal mehr defensive Defizite. So erhöhte sich die Zahl der Gegentreffer auf 21, für einen nachhaltigen Aufschwung und die ambitionierten Ziele zu viele. Sonntag geht es nach Leipzig, dort droht der Kontakt nach oben vollends abzureißen. "Es wird eine schwierige Saison bleiben", fürchtet Lars Bender. Was übrigens auch für die im Kampf gegen den Abstieg steckenden Fußballerinnen gilt.