Bayer Leverkusen Käse in der Schweiz - Endspiel für Herrlich in Bremen?
Zürich · Die Auftritte der "Werkself" werden immer schlimmer. Trainer-Wunschkandidat Hasenhüttl aber winkt (noch) ab.
Der Ton wird rauer, die Nerven liegen blank. Nach dem 2:3 (0:1) von Bayer Leverkusen im Europa-League-Spiel beim FC Zürich hatte Lars Bender eine lautstarke Meinungsverschiedenheit mit der Presse-Abteilung, während der Partie lieferten sich Bayers Team-Manager Jonas Boldt und Zürichs Trainer Ludovic Magnin ein derbes Wortgefecht. "Halt den Mund", war Magnin zu vernehmen, später erklärte er: "Ich habe von der anderen Bank permanent Schimpfwörter gehört, irgendwann ist mir der Kragen geplatzt. Später haben wir uns in den Arm genommen. Ich weiß ja, dass sie in einer schwierigen Phase stecken."
In einer richtig schwierigen Phase. Zwar gefährdet die Niederlage durch das Unentschieden der Gruppengegner AEK Larnaka und Ludogorez Rasgrad den Einzug ins Sechzehntelfinale noch nicht ernsthaft. Die Pleite im Letzigrund-Stadion aber ist das letzte Indiz, dass die "Werkself" in einer echten Krise steckt. Zwangsläufig wurde von daher auch am Donnerstag die Frage nach Trainer Heiko Herrlich gestellt. "Er hat uns erneut gut auf das Spiel eingestellt. Wenn wir seine Vorgaben dann zum wiederholten Male nicht umgesetzt bekommen, kann er einem nur leid tun", sagte Verteidiger Sven Bender.
Den Rückhalt der Spieler besitzt Herrlich. Dass sich aber Sportdirektor Rudi Völler nach der Pleite in Zürich nicht äußern wollte, kann als erstes Indiz auf ein schwindendes Vertrauen in die Arbeit des Trainers gewertet werden. Zwar ist Käse in der Schweiz eine beliebte Speise - so viel Käse wie Herrlichs Team in der ersten Hälfte in Zürich auf dem Rasen produziert hat, aber eher ungesund. "Im Moment machen wir alles falsch, was wir falsch machen können. Wir investieren zu wenig, jeder einzelne von uns hat Potenzial nach oben", meinte Kai Havertz. Potenzial, dass jedoch nicht erst seit dieser Saison brach liegt.
Schon Anfang Februar setzte der Abwärts-Trend schleichend ein
Seit dem 3. Februar hat die "Werkself" saison-übergreifend aus 22 Bundesliga-Spielen lediglich 29 Punkte geholt. Ein Schnitt, der Mittelmaß verkörpert und der Herrlichs Status schwächt. Angriffsdynamik gibt es nur noch in Ansätzen, Löcher wie im Käse dafür in der Abwehr immer größere. In der Liga hat Zürich nach elf Spielen erst 13 Treffer erzielt, gegen Leverkusen nun gleich drei und damit erstmals einen Bundesligisten besiegt. Alarmierende Zahlen, die Herrlich in Not bringen. "In Bremen gibt es ein Endspiel, wir haben zu wenig Punkte", sagte Havertz.
Ein Endspiel, um die Qualifikations-Plätze für die Champions League nicht aus den Augen zu verlieren? Oder ein Endspiel für Herrlich? Dass mit Markus Weinzierl und Hannes Wolf jüngst zwei Trainer vom Markt genommen wurden und Völlers schon kontaktierter Kandidat Ralph Hasenhüttl vorerst abgesagt hat, lähmt die Entscheidungsfindung der Chef-Etage. Bei Spielen gegen Werder, Hoffenheim und Leipzig aber droht der Rückstand auf Platz vier immens zu werden. Eine Pleite in Bremen wird Völler zum Handeln zwingen. Und vielleicht war Hasenhüttls "Nein" ja auch nur eine Loyalität gegenüber Herrlich...