Vier Reiche wollen mehr Steuern zahlen

Nach Kampagnen in Amerika und Frankreich fordern nun auch deutsche Millionäre, dass sie höher besteuert werden.

Hamburg. Vier deutsche Millionäre haben in der Wochenzeitung „Die Zeit“ ihre Bereitschaft bekundet, sich stärker besteuern zu lassen. „Ich hätte kein Problem, wenn der Spitzensteuersatz angehoben würde“, sagte der Versand-Milliardär Michael Otto. „Das bringt mehr, als die lange geführte Diskussion, die Vermögensteuer wieder aufzuwärmen.“

Auch der Hörgeräte-Unternehmer und Präsident des Fußballclubs Hannover 96, Martin Kind, sagte: „Ich würde eine höhere Steuerbelastung akzeptieren — verbunden mit der Verpflichtung des Staates, die Mehreinnahmen ausdrücklich zur Schuldentilgung zu verwenden.“

Der ehemalige Hamburger Versicherungsunternehmer Jürgen Hunke hält eine „massive Erhöhung“ der Erbschaftsteuer für „vernünftig“. „Ich rede dabei nicht von dem ersparten Haus, sondern von Menschen mit hunderten Millionen Euro.“

Der Musiker Marius Müller-Westernhagen vertritt die Ansicht, ein paar Prozentpunkte mehr Steuern machten „Wohlhabende nicht arm“. Zurzeit liegt der Spitzensteuersatz in Deutschland bei 45 Prozent.

Der Ruf der Reichen, mehr besteuert werden zu wollen, hat zuvor bereits in anderen Ländern für Furore gesorgt. Unter der Überschrift „Besteuert uns!“ haben kürzlich 16 französische Top-Manager die Politik dazu aufgefordert, eine Sondersteuer für Reiche einzuführen.

Den Appell, der in einem großen Nachrichtenmagazin veröffentlicht wurde, unterzeichnete auch L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt. Mit einem Vermögen von mehr als 16 Milliarden Euro gilt sie als die reichste Frau Europas.

Bislang zahlen die Super-Reichen in Frankreich eine Einkommensteuer von etwa 15 Prozent. Die französische Regierung hat nun eine Zusatzsteuer in Höhe von drei Prozent angekündigt, die ab einem Jahreseinkommen von mehr als 500 000 Euro fällig werden soll.

Losgetreten hatte die Debatte der US-Milliardär Warren Buffett. In einem Gastbeitrag in der „New York Times“ hatte er Mitte August eine spezielle Besteuerung der Super-Reichen verlangt. Er habe vergangenes Jahr lediglich 17,4 Prozent seines stattlichen Einkommens an Steuern gezahlt — seine Angestellten im Schnitt aber 36 Prozent.