Porträt des Tages Vom Autolobbyisten zum Wahlkampfmanager
Joachim Koschnicke soll für CDU Strategie gegen Schulz und Co. entwickeln.
Joachim Koschnicke (44) soll für die CDU den Krisenmanager spielen und den Wahlkampf strategisch planen. „Er kehrt auf eigenen Wunsch zum 3. April ins KAH zurück und wird seinen früheren Bereich leiten“, twitterte die CDU am Dienstag. KAH steht für das Konrad Adenauer Haus, die Bundesgeschäftsstelle der Partei in Berlin.
Bereits von 2005 bis 2011 hatte Koschnicke hier den Bereich Strategische Planung geleitet. Und schon einmal hatte Parteichefin Angela Merkel ihn dafür eingesetzt, einen Wahlkampf zu retten — als sie ihn 2010 nach Düsseldorf schickte, um CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers zu unterstützen. Was bekanntlich nicht von Erfolg gekrönt war.
Koschnicke hat nicht nur bei der CDU wertvolle politische Erfahrungen gesammelt. Wie der Wähler tickt, konnte er hautnah als Geschäftsführer des Forsa-Instituts (bis 2012) erfahren. Dieses rühmt sich auf seiner Internetseite: bei der jeweils letzten Umfrage vor den Bundestagswahlen 2009 und 2013 war die Abweichung vom Ergebnis der Wahl geringer als bei allen anderen Instituten. Nun soll Koschnicke nicht nur das Wahlverhalten erfragen, sondern positiv im Sinne der CDU beeinflussen. Anfang 2013 war der studierte Betriebswirt und Jurist von Forsa zu Opel gewechselt. Hier verantwortete er die Pflege und den Aufbau der Beziehungen des Autobauers zu politischen Institutionen und Verbänden. Was Christina Deckwirth von LobbyControl, einer Initiative, die Einflussnahme auf Politik offenlegt, am Dienstag so kommentierte: „Deutschland erlebt mit Dieselgate gerade einen seiner größten Lobbyismus-Skandale. Und Angela Merkel? Macht Opel-Cheflobbyist Koschnicke zu ihrem Wahlkampfmanager. Ein fatales Signal mitten in der Abgasskandal-Aufklärung.“
Parteiintern dürfte die neue Personalie unter dem Aspekt diskutiert werden, inwieweit sie eine Entmachtung des Generalsekretärs Peter Tauber bedeutet. Relevanter indes ist die Frage, wie der neue Chefstratege den seit Wochen andauernden Höhenflug der Konkurrenz zu stoppen gedenkt. Befindet sich die SPD doch mit ihrem 100-Prozent-Ergebnis für den neuen Parteichef und Kanzlerkandidaten Martin Schulz und dem kaum für möglich gehaltenen Umfragehoch in einer Art Dauerrausch. PK