Winterklausur: Zwangskuscheln bei der CSU

Geschlossenheit statt Selbstzerfleischung ist Programm.

Kreuth. Für Vergangenheitsbewältigung ist in Wildbad Kreuth kein Raum: „Die CSU ist eine geschichtsbewusste Partei“, sagt Parteichef Horst Seehofer zum Auftakt der alljährlichen Winterklausur in dem ehemaligen Kurhotel am Alpenrand — „aber wir beschäftigen uns nie mit alten Geschichten“.

Die alten Geschichten sind in diesem Fall keine vier Wochen her — damit meint Seehofer die groben Attacken auf seine eigenen Parteifreunde, mit denen er bundesweit Schlagzeilen machte und die CSU erschreckte. Doch parteiinterner Konfliktstoff wird in Kreuth auf die Seite geräumt: „Offenheit und Geschlossenheit sind ein Geschwisterpaar“, sagt Seehofer.

„Offenheit“ ist Seehofers Umschreibung für seine Angriffe auf Bayerns Finanzminister Markus Söder („von Ehrgeiz zerfressen“), Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer („Zar Peter“) und Kollegen. Doch nicht nur Seehofer ist willig, das Kapitel zu beenden: „Schnee von gestern“, sagen Generalsekretär Alexander Dobrindt und Bundesagrarministerin Ilse Aigner, die zusammen mit Söder derzeit Favoritin für Seehofers Nachfolge ist. Die Auseinandersetzung mit Seehofer wird verschoben.

Die CSU hat auch ein warnendes Beispiel vor Augen und ist beseelt von einem großen Ziel. Das warnende Beispiel heißt FDP. Auch CSU-Politiker staunen, dass die Liberalen wenige Wochen vor der wichtigen Niedersachsenwahl ihren Parteichef Philipp Rösler offen demontieren. Die FDP steht so desolat da, dass sogar CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt sich einen kurzen Moment des Mitgefühls erlaubt: „Die Sorge, die uns natürlich bewegt, ist die FDP.“

Das große Ziel für die CSU heißt Wahlen gewinnen — wobei ein starkes Ergebnis bei der bayrischen Landtagswahl im September für die CSU noch wichtiger ist als ein Wahlsieg in Berlin.

Seehofer wies zudem Spekulationen zurück, wonach er mit einer schwarz-grünen Koalition liebäugele. Die FDP sei der Wunschkoalitionspartner in München und Berlin. „Dafür werden wir alles tun“, sagte Seehofer, lehnte aber eine Zweitstimmenkampagne der Union für die FDP ab.