Wulff wirbt für Zusammenhalt und Respekt
Berlin (dpa) - Bundespräsident Christian Wulff hat die Bürger zu mehr Zusammenhalt und gegenseitigem Respekt aufgerufen. „Jeder muss spüren: Ich gehöre dazu, ich werde gebraucht“, sagte er in seiner ersten Weihnachtsansprache als Staatsoberhaupt.
„Zusammenhalt, Verständigung, Miteinanderauskommen: Das brauchen wir in unseren Familien, in unserem privaten Leben und in unserer Gesellschaft“, sagte das Staatsoberhaupt. „Unsere Gesellschaft lebt von denen, die sehen, wo sie gebraucht werden, die nicht dreimal überlegen, ob sie sich einsetzen und Verantwortung übernehmen.“
Anders als seine Vorgänger hielt Wulff seine Rede, die am ersten Weihnachtstag im Fernsehen ausgestrahlt wird, bei der Aufzeichnung nicht von seinem Schreibtisch aus. Er lud 200 ehrenamtlich engagierte Bürger, Helfer und Angehörige von Polizei und Bundeswehr sowie Kinder ins Schloss Bellevue. Mit ihnen verbrachte er anschließend den Nachmittag.
Angesichts des Wirtschaftsaufschwungs appellierte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), Schwache und Arme nicht zu vergessen. Die Konjunktur brumme und die Arbeitslosigkeit gehe zurück, teilte der EKD-Vorsitzende Nikolaus Schneider in einer schriftlich verbreiteten Weihnachtsbotschaft mit. „Das ist eine schöne Bescherung und Grund für Optimismus.“ Allerdings drohten zugleich Menschen ins Abseits zu geraten, die nicht vom Aufschwung profitierten. „Sie dürfen nicht im Dunkeln bleiben, und die Kirchen werden nicht aufhören, für sie, die Stummen, ihren Mund aufzutun.“
Wie schon bei seiner Rede zum Tag der deutschen Einheit, als er den Islam als Bestandteil Deutschlands bezeichnete und damit eine heftige Debatte auslöste, bekannte sich der Bundespräsident auch diesmal zur kulturellen Vielfalt des Landes. „Unsere Gesellschaft ist frei und bunt“, sagte Wulff. „Damit eine Gesellschaft aus so vielfältigen Menschen Bestand hat, brauchen wir vor allen Dingen: Respekt. Respekt vor dem, der anders ist als man selbst. Und Anerkennung auch seiner Leistungen.“
Wulff legte auch ein Bekenntnis zu Europa ab. Ohne die Schuldenkrise in mehreren EU-Ländern direkt zu erwähnen, verlangte der Bundespräsident verantwortliches Handeln der Partner: „Wir zeigen Solidarität und sind bereit, auch künftig Verantwortung zu übernehmen - auch in Europa. Wir erwarten von unseren Partnern das Gleiche. Alle müssen ihre Hausaufgaben machen.“
Der EKD-Ratsvorsitzende richtete besondere Weihnachtsgrüße an die in Krisengebieten eingesetzten deutschen Soldaten. „Was die politische Legitimation des Einsatzes in Afghanistan betrifft, so ist die Situation nicht leichter geworden“, meinte Schneider. „Hier werden die Kirchen, auch um der Soldatinnen und Soldaten willen, nicht müde werden, auf eine Abzugsperspektive zu drängen, denn Krieg soll um Gottes willen nicht sein und darf nicht zum Normalfall werden.“