Zahl der Einbürgerungen wieder leicht gestiegen

Wiesbaden (dpa) - Ausländer entscheiden sich wieder häufiger für einen deutschen Pass - die Zahl der Einbürgerungen in Deutschland liegt aber im Vergleich zu früheren Jahren nach wie vor auf niedrigem Niveau.

Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch berichtete, wurden im vergangenen Jahr knapp 106 900 Ausländer eingebürgert. Das waren 5300 mehr als im Jahr zuvor, aber nur knapp 2,3 Prozent aller Berechtigten.

„Im großen Vergleich ist das immer noch niedrig“, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes. Seit Mitte der 1990er Jahre war es mit den Zahlen deutlich bergab gegangen. Diesen Trend hatte auch das neue Staatsangehörigkeitsrecht, das seit dem Jahr 2000 gilt, nicht dauerhaft umkehren können. Seither können unbescholtene Ausländer mit gesichertem Einkommen nach 8 statt bisher 15 Jahren die Einbürgerung beantragen. 2008 wurde mit rund 94 500 ein Tiefpunkt erreicht. Seitdem ist die Ziffer wieder leicht und stetig gestiegen, im vergangenen Jahr und nach absoluten Zahlen am meisten in Baden-Württemberg, in Berlin und in Nordrhein-Westfalen.

Die meisten eingebürgerten Ausländer durften im vergangenen Jahr Deutsche werden, weil sie seit mindestens acht Jahren in Deutschland lebten (78 700). An zweiter Stelle standen die Miteinbürgerungen von Ehegatten und Kindern (10 800). Tausende ließen sich auch wegen des deutschen Partners einbürgern (rund 7000).

Allerdings hätten wesentlich mehr Ausländer diese Voraussetzungen erfüllt: Nur knapp 2,3 Prozent der Berechtigten haben nach Angaben der Statistiker die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Dieses sogenannte Einbürgerungspotenzial errechnet sich aus dem Verhältnis der Einbürgerungen zur Zahl jener Ausländer, die seit mindestens zehn Jahren in Deutschland leben.

Für die Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer, sind die Zahlen aus Wiesbaden dennoch ein höchst erfreuliches Signal. „Immer mehr Migranten sagen voll und ganz Ja zu unserem Land“, sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch in Berlin. „Sie fühlen sich zu Hause in unserem Land. Sie sind angekommen.“ Böhmer forderte die Behörden auch auf, bei Einbürgerungen „eine Willkommenskultur anzuwenden“. Häufig dauerten die Verfahren zu lange, für die Betroffenen seien sie demotivierend.

Eingebürgerte Ausländer waren 2011 im Schnitt 30 Jahre alt und lebten seit fast 16 Jahren in Deutschland. Am häufigsten bekamen auch im vergangenen Jahr Menschen aus der Türkei einen deutschen Pass. 26 Prozent aller Einbürgerungen entfielen auf diese Gruppe, berichteten die Statistiker. Zahlreiche eingebürgerte Ausländer stammten auch aus dem ehemaligen Serbien und Montenegro sowie den Nachfolgestaaten, aus dem Irak und aus Polen.