Kommentar Zapfenstreich der Bundeswehr: Das Ende eines Dramas

Meinung · Der Zapfenstreich für die Bundeswehrsoldaten nach ihrem Afghanistan-Einsatz ist das Ende eines Dramas. Die Politik hinterfragen und mit der EU eine würdigere Außenpolitik definieren.

 Soldaten nehmen vor dem Reichstagsgebäude an dem Großen Zapfenstreich in Berlin teil, um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zu würdigen.

Soldaten nehmen vor dem Reichstagsgebäude an dem Großen Zapfenstreich in Berlin teil, um den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr zu würdigen.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Der Zapfenstreich für die Bundeswehrsoldaten nach ihrem Afghanistan-Einsatz ist das Ende eines Dramas. Er ist das Ende eines Einsatzes, der 59 Bürgerinnen und Bürgern in Uniform das Leben gekostet hat, der das Leben vieler Menschen veränderte, in einigen Fällen für immer. Soldatinnen und Soldaten berichten auch Jahre nach ihrer Dienstzeit am Hindukusch von Traumata und Tränen.

Krieg ist grausam, egal von wem und wofür er geführt wird. Nach 20 Jahren und mit dem ernüchternden Ergebnis ist die Frage immer noch offen, was da eigentlich verteidigt wurde. Der ehemalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) postulierte den Kampf um die Freiheit des Westens.

Im Nachhinein hat sich aber herausgestellt, dass dort mehr das Selbstwertgefühl der USA wiederhergestellt werden sollte nach den dramatischen Anschlägen vom 11. September 2001. Beides ist nicht gelungen. Der Westen ist heute nicht freier oder weniger frei als vor dem Einmarsch in Afghanistan. Und der überstürzte Abmarsch der US- und Nato-Truppen auf Geheiß eines in vielerlei Hinsicht überforderten Präsidenten Donald Trump hat den Ruf der Vereinigten Staaten nicht gerettet.

Dennoch und gerade deswegen ist der Zapfenstreich für die Heimkehrerinnen und Heimkehrer der Bundeswehr längst überfällig gewesen. Die Frauen und Männer haben dort gute Arbeit geleistet, sie standen an einer lebensgefährlichen Front für eine bessere Zukunft von Kindern und Frauen in einem Land, das seit Jahrzehnten Spielball der Weltmächte ist. Das Scheitern der Mission ist ihnen nicht anzulasten.

Vielmehr muss sich die Politik hinterfragen. Eine Aufgabe der neuen Bundesregierung wird es sein, mit der EU eine Außenpolitik zu definieren, die Deutschlands und der Europäischen Union würdig ist. Wie kann Außenpolitik deeskalierend wirken? Wie kann sie wirksamer friedensstiftende Entwicklungshilfe leisten? Wie kann sie mehr Sicherheit in Europa und Deutschland erzeugen? Als bloßes Anhängsel der USA sind die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts nicht zu meistern. Das haben die 20 Jahre in Afghanistan letztlich bewiesen.