Zuwanderer lassen Bevölkerung in Deutschland kräftig wachsen
Wiesbaden (dpa) - Zuwanderer haben die Bevölkerung in Deutschland 2014 so stark wachsen lassen wie seit 22 Jahren nicht mehr. 81,2 Millionen Menschen lebten Ende vergangenen Jahres in der Bundesrepublik.
Das waren 430.000 mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag auf der Basis vorläufiger Ergebnisse mitteilte.
Die meisten Migranten stammen den Statistikern zufolge aus Europa. Es kamen aber auch mehr Schutzsuchende aus Kriegsregionen wie Syrien und Somalia. In diesem Jahr werden etwa 800 000 Flüchtlinge in Deutschland erwartet, so dass der starke Bevölkerungszuwachs anhalten dürfte.
Höher war der Zuwachs zuletzt 1992 infolge der Balkankriege mit 700 000 Menschen. 2013 war die Zahl der Einwohner um rund 244 000 gestiegen.
Das Geburtendefizit fiel 2014 zwar im Vergleich zum Vorjahr deutlich niedriger aus (minus 212 000), dennoch starben 153 000 Menschen mehr als geboren wurden. Dafür kamen rund 550 000 Menschen mehr nach Deutschland als dem Land den Rücken kehrten. Asylbewerber mit Erstantrag sind mitgezählt. Im Vorjahr betrug das Einwanderungsplus 429 000.
Rund 7,5 Millionen Menschen in Deutschland (plus 7 Prozent) hatten keinen deutschen Pass. Der Ausländeranteil pro 100 Einwohner stieg innerhalb eines Jahres von 8,7 auf 9,3.
Die Bevölkerung nahm in fast allen Bundesländern zu. Ausnahmen waren Sachsen-Anhalt, Thüringen und das Saarland. Die größten absoluten Zuwächse gab es in den bevölkerungsreichsten Ländern Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen.
Für zwei von drei Deutschen ist die Bundesrepublik jenseits aller parteipolitischen Kontroversen ein Einwanderungsland. Wie eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des Instituts YouGov unter 1171 Bürgern ergab, stimmen 30 Prozent „voll und ganz“ sowie 38 Prozent „eher“ dieser Einschätzung zu. Jeweils 14 Prozent finden das „eher nicht“ oder „ganz und gar nicht“. 4 Prozent machten keine Angaben.
Unter den 18- bis 24-Jährigen war die Zustimmung zur These vom Einwanderungsland Deutschland am größten (79 Prozent), bei den Menschen zwischen 45 und 54 Jahren am geringsten (62 Prozent).
Ob die Bundesrepublik ein Einwanderungsland ist, war über viele Jahre Gegenstand hitziger politischer Debatten - vor allem CDU und CSU taten und tun sich schwer damit. Angesichts der schnell wachsenden Zahl von Flüchtlingen in Deutschland wird aber nun auch in der Union der Ruf nach einem Einwanderungsgesetz lauter.