Israel: Vize-Regierungschef Peres ist der Fels in der Brandung
Der Vize-Regierungschef signalisiert im Gespräch mit unserer Zeitung Solidarität mit Premierminister Ehud Olmert.
Berlin. Tage wie diese können einen wie ihn nicht aus der Ruhe bringen. Dafür hat Schimon Peres schon zu viel erlebt. Der 83 Jahre alte Friedensnobelpreisträger lehnt sich entspannt in seinen majestätischen Sessel des Berliner Nobelhotels Adlon und sagt: "Man muss cool bleiben, darf die Nerven nicht verlieren."
Gerade einmal ein paar Nächte ist es her, dass zehntausende Demonstranten auf den Straßen von Tel Aviv den Rücktritt von Regierungschef Ehud Olmert forderten. Doch Vize-Regierungschef Peres lässt sich davon nicht beeindrucken. Er werde Olmert unterstützen: "Das Land benötigt Stabilität", sagt er in einem Gespräch mit unserer Zeitung.
Eine Untersuchungskommission zum Libanon-Krieg hatte dem Premier ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. Leichtfertig und planlos sei Olmert in den 33-Tage-Feldzug im Spätsommer vergangenen Jahres gegangen, hieß es in dem Bericht der Kommission. Die ungewöhnlich heftigen Vorwürfen lösten eine beispiellose Regierungskrise aus. Offen forderte Außenministerin Zipi Livni den Regierungschef zum Rücktritt auf.
Wer nun meint, das Vertrauen innerhalb der Regierung sei zerrüttet, wird von Schimon Peres eines Besseren belehrt. "Regieren ist keine romantische Veranstaltung", gibt er sich demonstrativ gelassen. Olmert und Livni würden sich schon zusammenraufen. Und in der Tat erklärten die beiden Kontrahenten mittlerweile, dass sie auch weiterhin gemeinsam regieren wollen.
Peres, das erfahrenste Mitglied der Regierung Olmert, ist in den selbst für israelische Verhältnisse turbulenten Zeiten um Normalität bemüht. Als politischer Überlebenskünstler war der Politiker, der 2005 von der Arbeitspartei zum Bündnis Kadima gewechselt ist, seit den 70er Jahren mehrfach Premier oder Minister verschiedener Ressorts.
Der Druck, der auf der amtierenden Regierung lastet, hinterlässt bei Peres keine erkennbaren Spuren. Gefragt nach den Massenprotesten, antwortet er lakonisch: "Die Aufgabe der Opposition ist es zu opponieren."
Die Rufe nach einem Rücktritt des Premiers kontert Peres mit dem Versprechen, die israelische Regierung werde konsequent die Versäumnisse aufklären. "Wenn es Vorwürfe gibt, werden wir sie überprüfen."