Präsidentschaftswahl Frankreich: Nicolas Sarkozy hat den Gipfel immer fest im Blick
Unbändiger Ehrgeiz treibt den Konservativen ins höchste Amt. Die Franzosen, meint er, wollen keinen Schiedsrichter im Elysée, sondern einen Präsidenten, der sagt, wo es langgeht - diese Rolle will er nun ausfüllen.
<strong>Paris. Lässig, den Arm aus dem offenen Fenster gehängt, lässt Nicolas Sarkozy sich durch Paris fahren. Mit Siegerlächeln reckt er den Daumen in die Höhe. Das war´s, sollte das heißen. Dabei hatte er in diesem Moment erst die erste Runde gewonnen. Doch sein Vorsprung vor seiner Rivalin Ségolène Royal war derart groß, dass er keine Sekunde mehr daran zweifelte, auch nach der Stichwahl vorne zu stehen.
In seiner gesamten Karriere muss er sich gegen Widerstände durchsetzen
"Mit dem Namen, den du trägst, wirst du in diesem Land keinen Erfolg haben." Diesen entmutigenden Satz des früh fahnenflüchtigen Vaters, der seine Ehefrau und die drei kleinen Söhne im Stich ließ, hat er widerlegt, hat es ihm, aber auch allen anderen, die ihm den Weg versperren wollten, gezeigt. Immer wollte er ganz oben, trotz aller Widerstände der Erste sein und nicht nur Mitläufer. Seinen unbändigen Ehrgeiz hatte der begnadete Redner, der unter seiner Körpergröße von knapp über 1,60 Meter sein Leben lang litt, stets wie eine Monstranz vor sich hergetragen, hatte niemanden im Unklaren über sein Fernziel gelassen. Nicht nur morgens beim Rasieren denke er an den Elysée, hatte Sarkozy schon 2002 zwar launig gesagt, aber im Kern todernst gemeint.Mit gerade 28 wird der Anwalt Sarkozy nach einem fintenreichen, parteiinternen Intrigenspiel Bürgermeister in Neuilly im feinen Pariser Westen. Abgeordneter 1988, Budget-Minister 1993, Regierungssprecher, dann der Sturz - Sarkozys Aufstieg wird jäh gebremst, als er sich bei der Präsidentschaftswahl 1995 auf die Seite des Chirac-Rivalen Edouard Balladur schlägt. Doch Chirac gewinnt - und Sarkozy wird in die Wüste geschickt. Stufe um Stufe arbeitet er sich wieder nach oben.
Seine große Stunde schlägt 2002, als Chirac ihm zwar den ersehnten Posten des Premiers verweigert, ihn aber als zupackenden Innenminister braucht, um das Wahlversprechen einzulösen, die ausufernde Kriminalität zu bekämpfen. Seit diesem Moment arbeitet Sarkozy ununterbrochen an der Eroberung des Elysée.
Als Minister hat sich Sarkozy, in zweiter Ehe mit Gattin Cecilia verheiratet, Vater von insgesamt drei Kindern, durchaus auch bemüht, sein Image als Feind aller Fremden im Land abzubauen. Er tritt für die "positive Diskriminierung" ein, dem Islam verschaffte er die offizielle Anerkennung als zweite Religion im Land.
Doch solche Gesten verblassen hinter den markigen Worten des Rambo-Ministers, der über das "Gesindel" in den Vorstädten herzieht, die er mit dem Hochdruckreiniger wegspülen will.
Der Mann polarisiert. Die Franzosen, meint er, wollen keinen Schiedsrichter im Elysée, sondern einen Präsidenten, der sagt, wo es langgeht - diese Rolle will er nun ausfüllen.