Sarah will so gerne aufs Gymnasium gehen

Eine Neunjährige aus Wuppertal erzählt von ihren Erfahrungen bei dem Drei-Tage-Test.

<strong>Wuppertal. Die neunjährige Sarah aus Wuppertal wird nächste Woche erfahren, ob sie aufs Gymnasium gehen darf. Dann wird ihr Ergebnis des Prognoseunterrichts im Briefkasten liegen. Warum Sarah Ende April an dem Drei-Tage-Test teilnehmen musste, weiß sie genau: "Ich hatte von meinen Grundschullehrern nur die Realschul-Empfehlung, aber ich will ja Abitur machen." Sieben Zweien und drei Dreien hatte sie auf dem Halbjahreszeugnis der Klasse 4. "Die Lehrer haben gesagt, sie wäre zu still", sagt die Mutter Barbara Schröder (Name geändert) empört. Dabei habe Sarah Strichlisten geführt, die belegen, dass sie sich pro Tag 50 bis 60 Mal melde.

Eine Drei hat Sarah in Mathe - obwohl sie zu Beginn der Grundschule schon mal eine Klasse überspringen sollte, weil sie so gut in dem Fach war. "Daran wollte sich die Lehrerin nicht mehr erinnern", sagt Schröder. Als sie der Lehrerin Sarahs Strichliste zeigte, habe diese gesagt, bei 28 Schülern könne man nicht sehen, wie sich das einzelne Kind beteilige. "Aber wenn eine Schülerin auf der Kippe steht, dann muss man auf sie doch besonders achten", findet Schröder.

Vor dem Prognoseunterricht war Sarah aufgeregt. "Ich dachte, die Lehrer sind bestimmt streng. Doch die waren eigentlich ganz nett." Stolz erzählt die Schülerin, dass sie den Prüfern erklären konnte, wie ein Fallschirm fliegt. Zunächst fand sie es merkwürdig, mit fremden Kindern im Klassenraum zu sitzen. "Aber ich hatte schon am ersten Tag viele Freunde", sagt Sarah. Am Ende haben ihr die drei Tage so viel Spaß gemacht, dass sie gar nicht zurück in den normalen Unterricht wollte: "Die anderen Kinder haben nicht gelacht, wenn man was Falsches gesagt hat."

Voraussetzung Grundschüler müssen zum Test, wenn ihre Eltern sie auf eine weiterführende Schule schicken wollen, für die sie nach Ansicht der Grundschullehrer nicht geeignet sind.

Vorgehen An drei Tagen prüfen je ein Vertreter von Schulamt, Grundschule und weiterführender Schule die Schüler.

Entscheidung Glaubt einer der Prüfer, das Kind könnte für die höhere Schulform geeignet sein, darf das Kind sie besuchen.

Die Landesregierung will mit der verbindlichen Lehrer-Empfehlung die Zahl der Schulwechsler senken. Ob sie das schafft, ist nach der ersten Runde höchst fraglich: Nur 0,9 Prozent der 189 000 Viertklässler müssen nach langer Prozedur eine niedrigere Schulform als von den Eltern gewünscht besuchen. Das sind 1850 Schüler - angesichts von 15 000 Schulwechslern in NRW jährlich eine vergleichsweise Zahl. Zudem hat der Prognoseunterricht die Lehrer-Empfehlung lediglich bei rund einem Drittel der Prognose-Schüler revidiert. Das legt nahe, dass es sich um eine Alibi-Überprüfung einer längst getroffenen Entscheidung handelt. Mit viel Aufwand wurde ein kompliziertes System geschaffen, das im Endeffekt wenig Wirkung zeigt.