Jeder Zweite hat Vorbehalte gegen Sinti und Roma

Die Deutschen sind zwar insgesamt weniger ausländerfeindlich. Allerdings wächst der Unmut über neue Minderheiten.

Berlin. Weil es den Deutschen gut geht, sind sie weniger rassistisch, antisemitisch und nazistisch als bisher. Allerdings richtet sich der Zorn nunmehr auf neue Minderheiten. So die Zusammenfassung einer aktuellen Studie der Universität Leipzig.

Das positive Ergebnis über alle Daten hinweg: Noch nie war der Anteil der Menschen mit einem geschlossenen rechtsextremen Weltbild so niedrig. Er liegt bei 5,6 Prozent nach zum Beispiel 9,7 Prozent 2002. Vor allem in Ostdeutschland ist ein starker Rückgang zu verzeichnen, von 15,8 Prozent vor zwei Jahren auf jetzt 7,4 Prozent.

Die Entwicklung betrifft praktisch alle Dimensionen rechtsextremen Gedankenguts. Eine autoritäre Diktatur („Starker Führer“) wünschen sich nur noch 3,6 Prozent der Deutschen, nach 7,7 Prozent im Jahr 2002. Die Ausländerfeindlichkeit ging von 26,9 Prozent auf 18,1 Prozent zurück, immer noch ein sehr hoher Wert. Auch der Antisemitismus sank von 9,3 Prozent auf 5,1 Prozent Zustimmung. Männer denken häufiger rechts als Frauen, Leute mit geringer Bildung häufiger als solche mit höherer Bildung, Ältere sind ausländerfeindlicher als Jüngere (aber weniger nazistisch) und Arbeitslose anfälliger als Erwerbstätige.

Hinter den relativ „guten“ Nachrichten verbergen sich jedoch auch einige schlechte. So hat die Ablehnung von Muslimen stark zugenommen, von 30,2 Prozent im Jahr 2011 auf jetzt 43 Prozent. Der „Antiziganismus“, die Ablehnung von Sinti und Roma, ist ein relativ neues Phänomen, das mit der Osterweiterung der EU einherging. Fast die Hälfte der Bevölkerung, 47,1 Prozent, möchte Sinti und Roma „aus den Innenstädten verbannen“, immerhin also deren grundgesetzlich garantierte Freiheit einschränken. Und 55,4 Prozent hätten ein Problem damit, wenn sich Personen dieser Bevölkerungsgruppe in ihrer Wohngegend aufhalten würden. Asylbewerber werden wie schon bisher massiv abgelehnt. 76 Prozent (im Osten sogar 84,7 Prozent) sind gegen eine großzügigere Überprüfung ihrer Anträge.
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