Wien. Jeder lange Weg beginnt mit einem ersten Schritt: Beim Atomstreit mit dem Iran sind sich die internationale Gemeinschaft und das islamische Land ein Stück näher gekommen. Doch für die Lösung des seit Jahren schwelenden Konfliktes um die mögliche militärische Dimension des iranischen Nuklearprogramms müssen beide Seiten noch Ausdauer beweisen.
Dafür spricht auch ein interner Bericht der Atomenergie-Agentur (IAEA), nach dem der Iran über das nötige Wissen zum Bau einer Atombombe verfügt. In der in der "New York Times" bekanntgewordenen Analyse heißt es, Teheran habe genügend Informationen für die Entwicklung und den Bau einer funktionierenden Atombombe.
Der Expertenbericht betont aber, dass die Schlussfolgerungen provisorisch seien und weiterer Bestätigung durch Beweise bedürften. Die Hinweise stammten von Geheimdiensten und IAEA-Untersuchungen. Unter anderem geht es um einen Laptop, den die USA der IAEA übergeben haben.
Der Sicherheitsberater der US-Regierung, Jim Jones, spielt den Bericht herunter. Dem Fernsehsender CNN sagte Jones, er halte an bereits existierenden Analysen fest, nach denen der Iran sein Programm zum Bau der Atombombe 2003 gestoppt habe.
Bisher besteht das Entgegenkommen des Irans nur aus Ankündigungen: Am 25.Oktober sollen IAEA-Inspektoren die neue - bis vor kurzem noch geheime - zweite Anlage zur Urananreicherung bei Ghom kontrollieren dürfen. Im Oktober sollen auch weitere 5+1-Gespräche mit Vertretern der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates (USA, Frankreich, Großbritannien, Russland, China) sowie Deutschland aufgenommen werden. Und vor allem hat sich der Iran jetzt bereiterklärt, den Großteil seines Urans statt im eigenen Land im Ausland weiter anreichern zu lassen.
"Wenn der Iran das wahr macht, wäre das ein großer Schritt zum Aufbau weiteren Vertrauens", hieß es am MOntag von westlichen Diplomaten in Wien. Denn die Anreicherung von Uran - das zum Bau von Atombomben wie zur Stromgewinnung genutzt werden kann - im eigenen Land ist vielen Staaten ein Dorn im Auge. Der Aufforderung zum Stopp ist die Regierung in Teheran trotz Sanktionen nie nachgekommen. Red/dpa/AFP