Kommentar: Vorwärts in die Vergangenheit
Ganz ehrlich: Das hatten wir Kurt Beck gar nicht zugetraut. Der SPD-Vorsitzende, den schon fast alle als tapsige Fehlbesetzung abschreiben wollten, hat in den vergangenen Wochen ein machtpolitisches Bravourstück vollbracht.
Düsseldorf. Er hat Vize-Kanzler Franz Müntefering kaltgestellt, der seinem Nachfolger in herzlicher Illoyalität verbunden ist. Er hat der SPD ein Stück Identität zurückgegeben, die die Partei mit den ungeliebten Hartz-Reformen verloren hatte. Und er hat die Sozialdemokraten von der Rolle des blassen Juniorpartners in der Großen Koalition befreit - auf Kosten der ökonomischen Vernunft.
Für diese zweifelhafte Leistung wird Beck an diesem Wochenende auf dem Hamburger Parteitag eine übergroße Ernte einfahren: Seinen umstrittenen Vorstoß zur Verlängerung des Arbeitslosengeldes für ältere Arbeitnehmer wird die Partei mit ebenso überwältigender Mehrheit absegnen wie sie ihrem Vositzenden das Vertrauen aussprechen wird. Von einer gespaltenen SPD keine Spur. Die letzten Bewahrer des Schröder-Erbes, die Bundesminister Steinmeier und Steinbrück, werden gute Miene zum bösen Spiel machen, weil Beck sie als Stellvertreter ausgeguckt hat. Auch dies ein cleverer Schachzug zur Machtabsicherung.