Die Linke nach ihrem Parteitag
Wer jetzt noch für die Zukunft der Partei „Die Linke“ in Deutschland kämpft, hat deren einstige Symbolfigur, die Sahra Wagenknecht innerparteilich weniger gewesen ist als in der Außensicht, hinter sich gelassen.
„Die Linke“ kämpft ihren Überlebenskampf jetzt immerhin in der Gewissheit, nur noch von jenen umgeben zu sein, die ihr eine Zukunft zutrauen. Der lähmende Streit ist vorbei. Er hat aber zu lange gedauert, als dass man von einem aussichtsreichen Plateau starten könnte. Die Linke hat eine Vertrauenskrise. Sie hat eine Personalkrise. Und sie muss sich die Frage stellen, ob sie gebraucht wird. Immer mehr beantworten diese Frage negativ.
Dass in dieser existenziellen Situation der Trotz auf dem Parteitag mit neuer Aufbruchstimmung verwechselt wird, ist nichts als Marketing der Verbliebenen. Fruchten wird das nicht. Auch weil „Die Linke“ sich mit ihrer unverrückbar ideologischen Grundansicht weit davon entfernt, auf immer mehr Probleme notwendig pragmatische Antworten finden zu können. Ein Beispiel: Wer auf fehlenden Lohnabstand zwischen Arbeitenden und Bürgergeld-Empfängern hinweist, dem fordert „Die Linke“ sogleich einen Mindestlohn von 15 Euro ab. Und: Die linke Solidarität beim Thema Migration über alle Grenzen ist zwar ihr Alleinstellungsmerkmal im deutschen Parteienkanon, aber in der Bevölkerung unpopulär wie nie. Vor allem im Osten Deutschlands, wo „Die Linke“ entstanden ist. Den hat Linke-Fraktionschef Dietmar Bartsch zwar gerade erst als jenes Terrain ausgemacht, das es zurückzuerobern gilt. Aber die linke Utopie trifft hier fast nur noch auf greifbare Alltagswut. Diese ideologische Sturheit mag sich wie eine letzte Daseinsberechtigung anfühlen. Ist sie in einer Demokratie inhaltlich aber nicht mehr nennenswert gefragt, ist die Partei überflüssig. In die Lücke droht Sahra Wagenknecht mit ihrer geplanten Neugründung einer Partei zu stoßen. Und anderweitig Unzufriedene fühlen sich vor allem im Osten immer öfter von der AfD abgeholt.