Krise: Großbritannien wird zum Sorgenkind der EU

Brüssel rechnet mit einem Staatsdefizit von fast 14 Prozent.

Brüssel. Kein europäisches Land kann der aktuellen Wirtschaftskrise entrinnen. Überall schießen Arbeitslosenzahlen und Haushaltsdefizite in die Höhe. Und in allen EU-Staaten - außer im kleinen Zypern - schrumpft die Wirtschaft.

Allerdings sind die Auswirkungen der Rezession unterschiedlich heftig. In den vergangenen Monaten haben Europas Finanzminister besonders sorgenvoll Richtung Osten geschaut. Nun sind es aber mehr und mehr Staaten im Westen, die für Nervosität sorgen. Da ist zum einen Spanien, das im kommenden Jahr mit einer Arbeitslosenquote von sage und schreibe 20,5 Prozent rechnen muss. Oder Irland, wo sich die Wirtschaft noch immer im freien Fall befindet.

Vor allem aber beunruhigt Europas Volkswirte und Finanzpolitiker, dass nun auch eines der wirtschaftlichen Schwergewichte in arge Schwierigkeiten gerät - das Vereinigte Königreich. "Die Lage in Großbritannien ist ziemlich problematisch", sorgt sich ein hochrangiger EU-Diplomat. Das Land habe - anders als Deutschland - seine industrielle Basis aufgegeben und sei wegen der starken Abhängigkeit von den Finanzfirmen besonders betroffen. Um notleidende Banken wie Northern Rock zu retten, türmen die Briten hohe Schulden auf.

Das staatliche Defizit des Landes wird nach EU-Berechnungen nächstes Jahr auf kaum vorstellbare 13,8 Prozent klettern. Dann schießt die voriges Jahr noch vorbildliche Schuldenquote weit über die Obergrenzen des Stabilitätspakts hinaus - und auch über den deutschen Vergleichswert.

Deutschland kommt im EU-Vergleich ohnehin recht günstig weg. Zwar muss der Exportmeister in diesem Jahr einen stärkeren Einbruch verkraften als fast alle anderen EU-Staaten - minus 5,4Prozent schätzt die Kommission. Dafür dürfte es in Deutschland aber auch schneller als in Frankreich, Spanien oder Portugal wieder bergauf gehen. Und was die Staatsverschuldung, das Defizit oder die Arbeitslosenquoten angeht, liegen die Werte für die Bundesrepublik erfreulicherweise klar unter dem Euro-Schnitt.