NRW 1700 Lehrerstellen an den Grundschulen zusätzlich geschaffen

Die Lage hat sich verbessert, meint das Schulministerium und tritt seinen Kritikern entgegen.

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Düsseldorf. Neue Zahlen, alte Kritik. 4800 Euro gibt Nordrhein-Westfalen pro Grundschüler im Jahr aus. Im Vergleich mit den Bundesländern ist das der niedrigste Wert. Ermittelt hat ihn Dr. Klaus Klemm in seinem Gutachten zur „Finanzierung und Ausstattung der deutschen Grundschulen“, das er im Auftrag des Grundschulverbandes erarbeitet hat. Er haut damit in die gleiche Kerbe wie unlängst der Lehrerverband VBE (wir berichteten). Im Ranking ganz oben steht Hamburg mit 8700 Euro, der Durchschnittswert liegt bei 5600 Euro. Zahlen, die man in Düsseldorf bestätigt — und zugleich relativiert. Denn, so Barbara Löcherbach, Leiterin der Pressestelle im Schulministerium: „Sie stammen aus 2013, und seither haben wir in Nordrhein-Westfalen massiv investiert.“

Und zwar im Rahmen des Grundschulkonzepts, das Schulministerin Silvia Löhrmann (Grüne) diese Woche der Presse vorgestellt hat. Das besagt, dass 1700 Lehrerstellen durch 85 Millionen Euro zusätzlich im Jahr geschaffen worden sind. Des weiteren wurden die Entlastungsstunden für die Aufgaben der Schulleitung (die sogenannte Leitungszeit) an den Grundschulen und die Fördersätze im offenen Ganztag erhöht sowie in die Realisierung der Inklusion investiert. „Die aktuelleren Zahlen“, so das Fazit der Sprecherin, „müssten denn auch besser sein“. Wenn sie denn bereits erhoben worden wären.

Weitere Gründe für das schlechte Abschneiden im Ländervergleich 2013 könnten sein: Grundschullehrer werden niedriger bezahlt, und NRW sei ein dicht besiedeltes Land. „Wir haben größere Systeme, die effizienter und günstiger arbeiten“, sagt Barbara Löcherbach und rückt zugleich den zweiten schlechten Wert des Klemm’schen Gutachtens zurecht. Der kritisiert die Klassengrößen, die mit 23 Schülern den höchsten Wert im Ländervergleich haben. Ein Wert, der in Düsseldorf anders interpretiert wird. Da er nahe am für die Lehreranzahl wichtigen und von 24 auf 22,5 gesenkten sogenannten Klassenfrequenzrichtwert liegt, freut sich die Ministerin: „Die strukturelle Lücke konnte vollständig geschlossen werden.“

Mit zwei Folgen: Klassen mit 30 und mehr Kindern wurden deutlich reduziert — von 199 im Schuljahr 2011/12 auf 40 in 2015/16. Gleichzeitig wurde die Zahl der zu kleinen Klassen (ein Problem vor allem im ländlichen Raum) zurückgefahren: Knapp 96 Prozent der Schulen hielten 2015/16 die neuen Regeln zur Klassenbildung ein. Ungerechtigkeiten bei der Lehrerversorgung seien abgebaut worden. Bei alledem kam freilich zupass, dass es insgesamt „dramatisch weniger Grundschüler gibt“, erklärt Barbara Löcherbach. 1997 wurden noch 825 266 Schüler an 3428 Grundschulen unterrichtet, 2015/16 nur noch 611 472 an 2786 Grundschulen.

Und die Kinder der Flüchtlinge? Das Schulministerium hat zwischen Oktober und April 13 900 zugewanderte Kinder an den Grundschulen gezählt. Wie sich der Zuzug der Flüchtlinge im nächsten Schuljahr auswirken wird, „kann man im Moment aber nicht sagen. Wir fahren nach wie vor auf Sicht“, meint die Sprecherin wie zuvor schon des Öfteren ihre Ministerin.