NRW Abitur: Löhrmann gegen schnelle Rückkehr zu G 9

Die Schulministerin nimmt zu der Umfrage der Landeselternschaft Stellung, die eine große Mehrheit gegen das Turboabitur ergeben hat.

Der Streit um G 8 und G 9 ist mal wieder entbrannt.

Foto: Tobias Kleinschmidt

Bielefeld/Düsseldorf. Acht von zehn Eltern in NRW sprechen sich für eine Rückkehr zum Abitur nach 13 Schuljahren (G 9) aus. Das Ergebnis einer Umfrage der Landeselternschaft erwischt die Schulministerin auf dem falschen Fuß. Erst vergangene Woche hatte Sylvia Löhrmann (Grüne) den Schulausschuss darüber informiert, wie die vom Runden Tisch 2015 beschlossenen Modifizerungen des Turboabiturs (G 8) an den Schulen bislang realisiert wurden. Nun appelliert die Ministerin zur Besonnenheit und warnt vor Schnellschüssen. Auch der Vorsitzende Landeselternschaft, Ulrich Czygan, will sich Zeit für eine genaue Auswertung der Umfrageergebnisse lassen.

Bei der auch online durchgeführten Umfrage der Landeselternschaft der Gymnasien haben 40.000 Personen teilgenommen, Präsentiert wurde die Umfrage auf der Tagung der Landeselternschaft am vergangenen Wochenende in Bielefeld. Interessant: Die Front für G 9 ist weit, umfasst Schüler und Lehrer (auch anderer Schulen) , ehemalige Eltern und interessierte Mitbürger, Direktoren von Gymnasien (70 Prozent) und außerschulische Lehrkräfte (96,7 Prozent). Laut Landeselternschaft werden damit auch bisherige Untersuchungsergebnisse repräsentativer Meinungsumfragen im Jahre 2014 bestätigt, die 76% (Forsa) bzw. 79%(Emnid für JAKO) festgestellt hatten.

Das Turboabitur geht auf die schwarz-gelbe Landesregierung zurück, die es 2005 eingeführt hatte. Mit dem Blick auf die europäischen Nachbarn hatten Politik und Wirtschaft darauf gedrängt, das Alter der Studiumsanfänger zu verringern. In kurzer Zeit wurde G 8 eingeführt, der Lehrplan nur notdürftig der verkürzten Schulzeit angepasst. Folge: Bis heute wird über überlastete Kinder geklagt, die einen zu hohen Preis für den schnellerern Schulabschluss bezahlen müssen..

Löhrmann plädierte seit ihrer Amtsübernahme 2010 jedoch nicht für eine Abschaffung des Turboabiturs, sondern für Reformen. Dazu gehörten auch Modellversuchsschulen, die G 9 wieder einführten. Zuletzt hatte der Runde Tisch sich darauf geeinigt, unter anderem durch die Begrenzung der Hausaufgaben, des Nachmittagsunterrichts und der Klassenarbeiten die Schüler zu entlasten. Diese Beschlüsse werden aktuell an den Gymnasien umgesetzt. Entsprechend positiv seien die letzten Rückmeldungen aus den Schulen gewesen,so Sylvia Löhrmann.

Barbara Löcherbach, Pressesprecherin der Ministerin, ergänzt mit Zahlen: "Die Anmeldezahlen an den Gymnasien liegen gleichbleibend bei 20 bis 22 Prozent. Die Anmeldezahlen bei den G9-Modellversuchsgymnasien dagegen sind um 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr rückläufig." Außerdem gebe es in NRW viele Schulen mit G 9 - berufliche, Gesamt- und Sekundarschulen. Die Ministerin selbst ist für Gesrpäche offen und will den "eingeschlagenen Weg weitergehen, damit alle Schüler davon profitieren können". Dafür sei es notwendig die Ergebnisse nebeneinanderzulegen und in Ruhe zu besprechen. Für den Wahlkampf jedenfalls eigne sich das Thema nicht.