NRW An manch einer Grundschule wird es einen Lehrer-Engpass geben

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) präsentiert Zahlen zum neuen Schuljahr. Personalreserven sollen mobilisiert werden.

NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann. Archivbild.

Foto: Martin Gerten

Düsseldorf. Steigende Schülerzahlen, besonders gute Einstellungschancen für Nachwuchslehrkräfte, aber auch ernstzunehmende Engpässe wegen nicht besetzter Lehrerstellen an den Grundschulen — das sind die Tendenzen für das bevorstehende Schuljahr, die Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) am Freitag in Düsseldorf bei ihrer „Schuljahresauftaktpressekonferenz“ aufzeigte.

Nachdem die Schülerzahlen im vergangenen Schuljahr auf landesweit 2,52 Millionen gesunken waren, gibt es nun nach vielen Jahren aufgrund der Zuwanderung wieder ein Plus: Die Zahl stiegt um voraussichtlich 39 000 auf 2,56 Millionen (plus 1,6 Prozent). Lediglich die Hauptschulen (minus 13,3 Prozent), die Realschulen (minus 4,7 Prozent) und in Folge der voranschreitenden Inklusion auch die Förderschulen (minus 3,8 Prozent) haben rückläufige Schülerzahlen.

In der Primarstufe gab es im vergangenen Schuljahr in 91 Prozent der Schulen ein Ganztagsangebot, zwei Jahre davor waren es noch 88 Prozent. Die Zahl der zumeist am Offenen Ganztagsangebot teilnehmenden Schüler ist von 39 auf 43 Prozent gestiegen. Auch in der Sekundarstufe I gab es einen Anstieg. Mit 53 Prozent hatte mehr als die Hälfte der Schulen im Schuljahr 2015/16 ein Angebot des gebundenen und erweiterten Ganztags. 49 Prozent der Schüler nahmen das Ganztagsangebot ihrer Schule wahr, das sind sieben Prozentpunkte mehr als noch im Schuljahr 2014/15.

In der Grundschule liegt die durchschnittliche Klassengröße bei 23,2 Schülern. In weiterführenden Schulen müssen die Jugendlichen enger zusammenrücken. Im vergangenen Schuljahr lag die durchschnittliche Klassengröße im Gymnasium bei 27 Schülern, in Gesamtschulen waren es 27,6. In der Realschule lag der Durchschnitt bei 27,1, in der Hauptschule bei 21,1 und in der Sekundarschule bei 24,8 Schülern.

Das Gymnasium bleibt weiterhin beliebtestes Ziel der Grundschüler. 41,3 Prozent wechseln dorthin. auf die Gesamtschule wechseln 26,1 Prozent, auf die Realschule 21,1 Prozent. Mit Abstand folgen die Sekundar- und Gemeinschaftsschule (6,9 Prozent) und zuletzt die Hauptschule, auf die nur noch vier Prozent der Viertklässler wechseln.

Das Schulministerium erwartet, dass im kommenden Schuljahr rund 128 000 der insgesamt 2,56 Millionen Schülersonderpädagogischen Förderbedarf haben. Mehr als 40 Prozent von ihnen besuchen eine allgemeine Schule. Im Vergleich zum letzten Schuljahr ist damit der Inklusionsanteil um 4,2 Prozentpunkte angestiegen. Lehrerbedarf und Engpässe Schulministerin Löhrmann betont, dass derzeit junge Lehrerinnen und Lehrer so hervorragende Einstellungschancen haben wie lange nicht mehr. „Zuletzt hatten wir zu Beginn der 80er Jahre ähnlich hohe Einstellungszahlen.“ Insgesamt waren bislang im Kalenderjahr 2016 rund 8800 Stellen zu besetzen, darauf konnten bis heute 6852 Einstellungen vorgenommen werden. Noch sind mehr als 1000 Stellen unbesetzt.

Von den 6852 Einstellungen erfolgten die meisten an den Grundschulen (1899). Trotzdem ist es diese Schulform, an der es in einigen Regionen laut Löhrmann in diesem Jahr „besonders hakt“. Um Engpässe zu überbrücken, plant das Ministerium verschiedene Maßnahmen, unter anderem: befristete Einstellung auch von Sekundarstufe II-Lehrkräften an den Grundschulen. Auch will man gezielt auf Lehrkräfte zugehen, mit dem Ziel einer vorzeitigen Rückkehr aus einer Beurlaubung oder einer Aufstockung einer Teilzeitbeschäftigung. Auch komme ein freiwilliger späterer Eintritt in den Ruhestand und der Einsatz von Pensionären für Vertretungsunterricht in Betracht. Des weiteren sind Abordnungen (von einer Schule an eine andere) möglich.

Löhrmann betont, dass Integration „vor allem und besonders durch Bildung gelingt“. Daher habe die Landesregierung dafür seit 2015 insgesamt knapp 6000 neue zusätzliche Stellen geschaffen, davon 4124 Grundstellen, 1200 weitere Lehrerstellen für Sprachförderung, 226 Stellen für multiprofessionelle Teams, 34 Stellen für Schulpsychologen, 40 Stellen zur Verstärkung der Schulaufsicht, 46 Stellen für Kommunale Integrationszentren und 14 Stellen für Lehrerfortbildung. Dies, so betont Löhrmann, komme letztlich allen Schülern zugute: „Denn nur wenn wir für die zusätzlichen Schülerinnen und Schüler zusätzliche Investitionen tätigen, kann die Integration der Geflüchteten gelingen, weil nur so ein solider Grundstein gelegt wird für die gute Bildung all unserer Kinder und Jugendlichen.“ Insbesondere mit der Förderung der deutschen Sprache werde das Ziel verfolgt, dass die Schüler möglichst frühzeitig am Regelunterricht teilnehmen können.