Statistik 2016 Deutlich mehr Unfalltote auf NRW-Autobahnen
Zu hohes Tempo, Ablenkung — etwa durch Smartphones — und zu geringer Abstand zum Vordermann sind die Hauptursachen.
Düsseldorf. Dramatisch angestiegen ist die Zahl der Unfalltoten auf den Autobahnen in Nordrhein-Westfalen. Das berichtete am Montag NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) bei der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz 2016 im Düsseldorfer Landtag. 80 Menschen starben, das sind rund ein Drittel mehr als noch 2015. Jäger sprach vor allem von drei „Todsünden“, die im vergangenen Jahr zu diesem verheerenden Ergebnis geführt haben: Zu hohes Tempo, Ablenkung, zum Beispiel durch Smartphones, und zu geringer Sicherheitsabstand. „Und zwar vom Sportwagen bis hin zum Sattelschlepper“, so Jäger weiter.
Insgesamt kamen 2015 bei Verkehrsunfällen 523 Menschen ums Leben, einer mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Schwerverletzten stieg um 2,9 Prozent auf rund 13 600. Weniger Opfer gab es laut Jäger unter den Motorradfahrern (75/84), Fußgängern (104/124). Bei den Radfahrern gab es dagegen einen leichten Anstieg von 68 auf 69.
Die Zahl der getöteten Pkw-Insassen ist allerdings mit 225 (plus 30) auf dem höchsten Stand seit fünf Jahren. Trotz ausgefeilter passiver Sicherheitssysteme, wie Jäger betonte. „Selbst die intelligentesten Systeme helfen aber nicht, wenn wir die Basics vergessen“, sagte Jäger mit Blick auf 30 Verkehrstote, die nachweislich nicht angeschnallt waren, als sie verunglückten. Der NRW-Innenminister kündigte für Ende März verschärfte Polizeikontrollen auf den Autobahnen an, auch mit Zivilstreifen. „Wir machen das, weil wir dort 30 Prozent mehr Tote haben“, so der NRW-Innenminister.
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) fordert härtere Strafen Jäger forderte zudem erneut härtere Strafen für Temposünder und Smartphone-Benutzer im Auto. „Die Strafen müssen richtig wehtun, weil so ein Verhalten besonders gefährlich ist“, so seine Begründung. Wer mit Tempo 100 durch die Stadt rast oder bei 200 auf der Autobahn drängelt, müsse den Führerschein lange entzogen bekommen, sagte Jäger. Bußgelder wiederum sollten sich nach dem Einkommen der Täter orientieren, das sei ein Gebot der Gerechtigkeit. An dieser Stelle bestehe gesetzgeberischer Handlungsbedarf.
Der NRW-Minister beklagte auch, dass die Straßenverkehrsordnung deutlich der technischen Entwicklung hinterherhinke. So könne Handynutzung in modernen Autos mit Start-Stopp-Automatik, die an einer Ampel stehen, nicht geahndet werden, weil sich der Motor automatisch abstellt. Ein laufender Motor ist aber Voraussetzung für eine Bestrafung. „Elektronische Geräte wie Smartphones oder Tablets gehören während der Fahrt oder an der Ampel verboten“, meinte Jäger.
2016 gab es 164 000 sanktionierte Handyverstöße. Einen Seitenhieb auf Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) konnte sich Jäger in diesem Zusammenhang nicht verkneifen: Dieser sei bisher ein Hindernis auf dem Weg gewesen, die Strafen zu verschärfen. Jäger kündigte an, dieses Thema bei der nächsten Innenministerkonferenz erneut ansprechen.