Turbo-Abi Die NRW-SPD will das Turbo-Abi flexibler gestalten
Schüler könnten dann an derselben Schule zwischen G8 und G9 wählen. Die CDU sucht noch ihren Weg.
Düsseldorf. Der Umbau des Turbo-Abiturs in Nordrhein-Westfalen wird zunehmend zum Wahlkampfschlager. Am Freitag hat die SPD ihr Modell in einem Leitantrag für den Landesparteitag am nächsten Wochenende vorgestellt: Demnach will die Partei das „Turbo-Abitur“ nach acht Schuljahren am Gymnasium grundsätzlich erhalten, aber flexibler gestalten. Die Schüler könnten dann auch nach neun Jahren an derselben Schule ein G9-Abitur machen. Der Vorstoß im Einzelnen: Um jüngeren Kindern mehr Zeit zu geben, soll die Sekundarstufe I an Gymnasium um ein Jahr auf sechs Jahre verlängert werden. Wer nach der Klasse 10 das Gymnasium verlässt, hat dann anders als jetzt einen Schulabschluss. Schüler, die das Abitur nach acht Jahren machen wollen, wechseln nahtlos in die Oberstufenjahrgänge 11 und 12. Wer noch ein Orientierungsjahr in der Oberstufe einlegen will, verlängert seine Schulzeit damit auf G9.
Für Seiteneinsteiger soll das Zusatzjahr verpflichtend sein. Zudem könnten leistungsstarke Gymnasiasten nach der 10. Klasse ein Auslandsjahr einlegen. Die SPD wird ihre Initiative dem Runden Tisch vorlegen, den Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) nach den Herbstferien zusammenruft. Löhrmann hatte zuvor mit einem Vorschlag für eine flexible Länge der Schulzeit überrascht. Jedem Kind solle eine „an seine individuellen Voraussetzungen angepasste flexible Schulzeit“ ermöglicht werden. Herter sagte dazu, Löhrmanns Überlegungen hätten beim SPD-Leitantrag keine Rolle gespielt.
Die Meinungen bei dem Thema gehen weit auseinander. Die Landeselternschaft der Gymnasien fordert eine Rückkehr zum G9-Abitur zum Schuljahr 2017/2018. Der NRW-Philologenverband warnt vor „Parallelstrukturen“ an den Gymnasien. Die CDU-Fraktion hat noch keinen klaren Plan, Vorsitzender Armin Laschet ist aber gegen eine komplette Rückkehr zu G9. Die FDP will den Schulen die Wahl überlassen. In der rot-grünen Schulpolitik herrsche das totale Chaos und tiefe Uneinigkeit, sagte FDP-Fraktionschef Christian Lindner. Sein Plan: „Wo G8 gewünscht ist und funktioniert, soll die Politik die Schulen gefälligst in Ruhe lassen. Wo ein anderes Modell bevorzugt wird, sollte man Wahlfreiheit zu G9 schaffen.“ Kup/dpa