Prozess „Gorch Fock“-Sanitäterin: Kadettin war häufig im Lazarett

Münster (dpa) - Die verunglückte Kadettin Jenny Böken ist nach Aussage einer damaligen Sanitäterin an Bord des Segelschulschiffs „Gorch Fock“ häufig im Lazarett gewesen. Böken war nach den Worten der Zeugin „Stammgast“ im Lazarett.

Schiffsarzt Wolfgang F. bestreitet, dass die verunglückte Kadettin häufig im Lazarett war.

Foto: Friso Gentsch

Noch am Tag, bevor die damals 18-Jährige im September 2008 während einer Nachtwache in die Nordsee stürzte, habe sie notiert, dass sie sich Sorgen um die junge Frau mache, sagte die 50-Jährige vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster am Mittwochabend. Die Zeugin arbeitet heute nicht mehr bei der Bundeswehr.

Der im Anschluss befragte Schiffsarzt bestritt diese Darstellung allerdings. Die Sanitäterin habe ihm mitgeteilt, dass es der Kadettin wieder besser ging, sagte er vor Gericht.

In der Berufungsverhandlung geht es um die Frage, ob den Eltern der verunglückten Kadettin aus Geilenkirchen bei Aachen eine Entschädigung nach dem Soldatenversorgungsgesetz zusteht. Sie haben die Bundesrepublik auf Zahlung einer Entschädigung von 20 000 Euro verklagt, da ihre Tochter nach ihrer Ansicht an Bord des Bundeswehr-Schiffes einen besonders lebensgefährlichen Dienst verrichtet habe und gesundheitlich angeschlagen gewesen sei. Ob ein Urteil noch am Mittwoch fällt, war unklar.