Religionsbehörde Diyanet Ditib: Amtsdauer einiger Imame „vorzeitig beendet“

Die Religionsbehörde Diyanet habe damit auf die Spitzelvorwürfe reagiert. In der Ditib hat eine Organisationsdiskussion begonnen.

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Köln. In einer Stellungnahme auf seiner Internetseite hat der türkisch-islamische Dachverband Ditib zum zweiten Mal auf die Spitzelvorwürfe gegen einige seiner Imame reagiert. Dabei betont der Verband mit Sitz in Köln, er sei nicht selbst Dienstherr der Imame, habe aber die verantwortliche türkische Religionsbehörde Diyanet aufgefordert, die Beschuldigungen aufzuklären. Dies sei inzwischen geschehen.

Die Ditib zitiert das Diyanet-Präsidium mit den Worten, „dass einige Religionsbeauftragte in Bezug auf ein eigentlich die europäischen Länder nicht betreffendes Schreiben ihre Verantwortungen überschritten haben. Um einer negativen Wahrnehmung des Präsidiums und der Religionsbeauftragten in der deutschen Öffentlichkeit vorzubeugen und um die seit 40 Jahren bestehenden und auf Basis von Vertrauen und Aufrichtigkeit fortdauernden Beziehungen nicht zu schädigen, wurde die Amtsdauer dieser Religionsbeauftragten in Deutschland vorzeitig beendet.“ Um wie viele Imame es sich handelte, dazu macht die Ditib keine Angaben.

Gleichzeitig kündigt der Dachverband von knapp tausend Moscheevereinen in Deutschland an, mit den Landesverbänden und Ortsgemeinden „strukturelle Verbesserungen in der Organisation“ diskutieren zu wollen. Sie sollen auf der nächsten Mitgliederversammlung konkretisiert werden. Auch werden „Bildungsveranstaltungen für die Imame“ in Aussicht gestellt. Mit Diyanet will die Ditib „die dienstlichen Prinzipien der in Deutschland eingesetzten Religionsbeauftragten“ präzisieren und auf die „strenge Einhaltung“ achten.

Derweil hat Volker Beck, religionspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Sonntag aufgefordert, Druck auf die Ditib auszuüben, damit sie die Namen der Spione der deutschen Justiz melde. Die Imame sollen Namen von angeblichen deutschen Gülen-Anhängern an die Türkei weitergegeben haben.

In einem Gespräch mit dem Radiosender NDR Kultur hat der niedersächsische Ditib-Vorsitzende Yilmaz Kilic eine grundlegende Reform des Bundesverbandes gefordert. Die Landesverbände müssten mehr Mitbestimmungsrechte in der Kölner Zentrale haben. Vor allem jüngere Türken hätten eine andere Vorstellung von Vereinsführung und von einem Bundesverband: „Wenn wir da nicht aufpassen, sind die Leute weg. Und dann brauchen wir auch keine Ditib mehr. Das darf nicht passieren.“

Eine völlige Loslösung der Ditib von der Religionsbehörde Diyanet lehnte Kilic allerdings ab. Das hatten allein in NRW zuletzt Integrationsminister Rainer Schmeltzer (SPD) und Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) gefordert. In NRW geht es unter anderem um die künftige Rolle der Ditib im Beirat für den islamischen Religionsunterricht.

Laut „Welt am Sonntag“ sind inzwischen vor dem Arbeitsgericht in Köln zwei Kündigungsschutzklagen entlassener Imame gegen die Ditib anhängig. Nach dem gescheiterten Putsch in der Türkei im Sommer 2016 war zahlreichen Imamen gekündigt worden, weil man sie verdächtigte, Anhänger des Predigers Fethullah Gülen zu sein, der von der Türkei für den Putsch verantwortlich gemacht wird.