Düsseldorfer CDU verpulvert das Erbe von Joachim Erwin
Dirk Elbers muss in die Stichwahl gegen Thomas Geisel von der SPD. Genossen kommen in NRW aus ihrem historischen Tief.
Düsseldorf. Die Düsseldorfer Union hat das Erbe des verstorbenen Joachim Erwin verpulvert. Sein Nachfolger im Amt des Oberbürgermeisters, Dirk Elbers, wurde bei der Wahl gestern nach dem ein oder anderen Tritt ins Fettnäpfchen und diversen Polit-Affären abgewatscht.
Die absolute Mehrheit ist weg: Der Hüne verlor mit knapp 46,1 Prozent knapp 15 Prozentpunkte gegenüber 2009 und muss nun in die Stichwahl gegen seinen überraschend starken Herausforderer Thomas Geisel von der SPD (37,9 Prozent). Lange Gesichter bei altgedienten CDU-Mitgliedern („ein Fiasko“), Siegesgeschrei bei den Genossen: „Jetzt ist alles möglich.“ Für einen SPD-OB in drei Wochen müssen allerdings noch die Grünen-Wähler mitspielen.
Die Ergebnisse machen eine Palette von bunten Koalitionen möglich: Nachdem eine schwarz-gelbe Mehrheit im Rat seit gestern obsolet ist, wird viel von Schwarz-Grün gesprochen. Doch auch eine Mehrheit für Rot-Gelb-Grün wäre möglich, wenn Geisel (SPD) die Stichwahl gewinnt — und damit auch einen Ratssitz.
Die Grünen jedenfalls können rechnen: „Es gibt, außer einer großen Koalition, keine Mehrheit ohne Grün“, sagte Ratsmitglied Günter Karen-Jungen. Man werde jetzt mit allen Parteien sprechen. Von diesen Gesprächen wird es dann abhängen, ob die Grünen ihren Wählern eine Kandidaten-Empfehlung für die Stichwahl abgeben werden — oder auch nicht. Dann muss es die Basis richten. Oder gibt es noch Rot-Rot-Grün?
Umworben wurden die Alternativen schon am Sonntagabend. CDU-Vorsitzender Thomas Jarzombek, der eigentlich keine Lust auf eine Stichwahl hat, beschwor die vielen Gemeinsamkeiten mit den Grünen: „Die sind auf unserer Seite.“ Jarzombek hatte sich zuvor aber auch schon mit der Vorhersage eines „Bombenergebnisses“ für seine Partei schwer verschätzt.
Auf die Grünen setzt auch Dirk Elbers, der von einer Niederlage nun gar nichts wissen wollte. „Die CDU hat alle Wahlen gewonnen“, stellte er fest. Auch er habe ein sehr gutes Ergebnis erzielt. Und das Ergebnis der Stichwahl stehe seit gestern Abend auch schon fest: „Elbers bleibt.“
Die Kommunalwahl galt drei Jahre vor der nächsten Landtagswahl auch als wichtiger Stimmungstest für die Landesparteien. Für die NRW-CDU wurde sie zum Erfolg: Sie bleibt stärkste Partei. Aus einem historischen Tief konnte sich die SPD herausarbeiten: Sie hatte 2009 mit 29,4 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Kommunalwahl eingefahren.
Für die kriselnde FDP wurde der Wahlabend dagegen zum Trauerspiel: Die Partei büßte deutlich Zustimmung ein. Die stellvertretende Bundesvorsitzende, die Düsseldorfer Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, betonte trotz des schlechten Abschneidens, „der Wiederaufbau der FDP“ beginne in den Städten und Gemeinden. Hier brauche die Partei einen „längeren Atem“.