Faruk Sen geht – und bleibt doch als Türkeistudien: Stiftungsleiter
Kompromiss zwischen Land und Direktor: Er soll in Izmir eine deutsch-türkische Universität aufbauen.
Düsseldorf. Nach wochenlangem Tauziehen ist der Streit um die fristlose Kündigung des Direktors des Zentrums für Türkeistudien, Faruk Sen (Foto), beigelegt.
Nach einem zweiten Gespräch zwischen Sen und NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) wurde am Dienstag die fristlose Kündigung zurückgenommen, gleichzeitig aber das Anstellungsverhältnis "im gegenseitigen Einvernehmen" zum 31. Dezember dieses Jahres beendet.
Bis dahin wird der Türkeiforscher "freigestellt, um die Aufbauarbeit für die geplante deutsch-türkische Universität in Izmir vorzubereiten". Anschließend leitet Sen bis Ende 2010 die Stiftung dieser geplanten Universität. Dazu wird ihm in NRW ein Büro eingerichtet. Die Stiftung wird vom Land getragen, während die Universität selbst von deutschen und türkischen Sponsoren aus der Wirtschaft finanziert werden soll.
In einer Presseerklärung loben Laschet und Fritz Schaumann, der Vorstandschef des Zentrums für Türkeistudien, die "außergewöhnliche Lebensleistung" Sens und das "hohe nationale und internationale Ansehen", das das Zentrum für Türkeistudien unter seinem Gründer und Direktor in den vergangenen 23 Jahren gewonnen habe.
Kurz zuvor hatte Schaumann die Kündigung noch mit dem großen Schaden begründet, den Sen dem Institut mit einem Vergleich der Lage von Türken in Westeuropa mit der von Juden in der Vorkriegszeit zugefügt habe.
"Ich kann mit dem Kompromiss leben", erklärte Sen gestern gegenüber unserer Zeitung. Natürlich habe er in sein Institut zurückkehren wollen. In dieser Frage konnte er sich nicht durchsetzen. "Ich habe dieses Kind großgezogen, und ich hoffe nun, dass es in gute Hände kommt."
Für die geplante deutschsprachige Universität in Izmir hatte sich der promovierte Wirtschaftswissenschaftler seit längerem eingesetzt. "Ich freue mich auf meine Aufgabe", so Sen am Dienstag.