Grubenlampe für den Papst - Kraft zur Privataudienz bei Franziskus

Bei dieser Premiere war Regierungschefin Hannelore Kraft nervös: Papst Franziskus bat sie zur Privataudienz. Mit dabei war ein 15-jähriger Flüchtling aus Afghanistan. Kraft machte ein außergewöhnliches Geschenk.

An der Privataudienz Papst Franziskus (4.v.r.) nahmen teil: Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD, 4.v.l.), Annette Schavan (l), deutsche Botschafterin beim Heiligen Stuhl, Jawid (3.v.l.), der 15-jährige Flüchtling aus Afghanistan, sein Pflegevater (2.v.r.) und dessen Tochter (2.v.l.), die Vorsitzende von Bündnis 90 / Die Grünen in Nordrhein-Westfalen, Sylvia Löhrmann (3.v.r.), und Pfarrer Antonius Hamers, Leiter des katholischen Büro Düsseldorf.

Foto: L'Osservatore Romano

Rom/Düsseldorf . Bewegende Premiere für die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) im Vatikan: Zum ersten Mal wurde die Regierungschefin zu einer Privataudienz von Papst Franziskus in Rom empfangen. Als Zeichen für die Integrationsbemühungen des Landes nahm Kraft zu dem Empfang am Samstag einen 15-jährigen Flüchtling aus Afghanistan mit. Jawid hatte sich allein nach Deutschland durchgekämpft und lebt bei einer Pflegefamilie in Euskirchen.

„Ich weiß, dass den Papst das Thema Flüchtlinge sehr bewegt“, sagte Kraft nach der halbstündigen Audienz vor Journalisten. „Und mich bewegt es auch.“ Vor wenigen Monaten habe sie Familien getroffen, die unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufgenommen hätten. Die Gespräche gingen ihr „nicht aus dem Herzen“. Insgesamt habe NRW rund 12 500 junge Flüchtlinge aufgenommen, die allein in Deutschland angekommen seien. Dass sie Jawid mit nach Rom genommen habe, solle auch ein Zeichen für das herzliche Flüchtlingsengagement vieler Ehrenamtlicher in Deutschland sein.

Als Geschenk überreichte Kraft dem Papst eine historische Grubenlampe. NRW sei ein Land, in dem es angesichts der Geschichte des Bergbaus immer Migranten gegeben habe, die integriert werden mussten, sagte Kraft. Die Grubenlampe nahm die Regierungschefin als Beispiel für die lebenswichtige Solidarität der Kumpel unter Tage.

Zur Delegation Krafts gehörten auch der Vater und eine Tochter der Pflegefamilie sowie die stellvertretende Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann (Grüne). Papst Franziskus stehe für eine „solidarische Kirche“, die „lebendig und zeitgemäß“ sei, sagte Löhrmann.

Kraft betonte: „Ich bin eine überzeugte Christin.“ Sie sei streng katholisch erzogen worden und später in die evangelische Kirche eingetreten. Papst Franziskus habe eine „unglaubliche Ausstrahlung“ und schaue einem „tief in die Seele“. Aber am Anfang der Audienz habe sie das gar nicht so gemerkt, sagte Kraft. „Da war ich viel zu nervös.“ (dpa)