Protest Hambacher Forst - Demonstration beginnt früher als geplant
Köln/Düsseldorf. · Ein langes Bühnenprogramm am Hambacher Forst soll am Samstag die schwierige An- und Abreise entzerren.
Heißt er nun Hambacher Forst oder Hambacher Wald? Schon an der Wortwahl lesen manche ab, wo man steht: Ein Forst wird bewirtschaftet und abgeholzt, ein Wald ruft nach Bewahrung. Am Rande des Braunkohletagebaus bei Kerpen gibt es nichts Zufälliges mehr. „Es braucht solche Orte, an denen sich gesellschaftliche Konflikte verdichten“, sagt Christoph Bautz, Vorstand von Campact. Der Hambacher Wald, davon ist er überzeugt, ist inzwischen für die Klimaschützer und Braunkohlegegner so symbolisch aufgeladen, wie es einst Gorleben für die Atomkraftgegner war.
Auf eine ähnliche Dynamik wie damals hoffen die Veranstalter von BUND, Campact, Greenpeace, den Naturfreunden und der Initiative „Buirer für Buir“, wenn sie für Samstag zur Demonstration am Waldesrand aufrufen. Inzwischen gehen die Planungen von mehr als 20 000 Teilnehmern aus. Der Beginn des Bühnenprogramms wurde auf 10.30 Uhr vorverlegt, um den Menschen eine frühe Anreise schmackhaft zu machen. Bisher mehr als 70 angemeldete Busse, bis zu 1500 erwartete Privat-Pkws und ein Shuttleservice zwischen dem Bahnhof Horrem und dem Veranstaltungsort werden die kleinen Landstraßen in der Region auf eine Belastungsprobe stellen.
Bis in den Abend soll es gehen, damit An- und Abfahrt entzerrt werden. Auftritte der Band Revolverheld und von Eddi Hüneke (Ex-Wise Guys) sind angekündigt. Und Anmelder Uwe Hiksch von den Naturfreunden Deutschlands hofft, dass die Polizei auch „Spaziergänge“ durch den Hambacher Forst zulässt. Ein angemeldeter Demonstrationszug ist dort nicht möglich, weil es sich um Privatgrund von RWE handelt.
Grüne verteidigen Entscheidung für Parteitag
Wenn die NRW-Grünen einen Tag nach der Demonstration am Hambacher Forst ihren kleinen Parteitag tagen lassen, ist das ein weiterer Ausdruck ihres Bemühens, als Konsequenz aus der Wahlniederlage bei der Landtagswahl 2017 wieder näher an die Bewegungen zu rücken, aus denen sie einst entstanden sind. Es sei Zeit für eine neue Leitentscheidung zum Braunkohleabbau im Rheinischen Revier, sagte die Vorsitzende Mona Neubaur. Die alte von 2016 hatte unter Mitwirkung der Grünen zwar die Verkleinerung des Tagebaus Garzweiler II festgeschrieben, aber zugleich den Braunkohleabbau bis 2045 inklusive des Hambacher Forstes abgesichert.
Die Kritik von Innenminister Herbert Reul (CDU), mit dem Parteitag würden die Grünen Öl ins Feuer gießen, wies die Parteispitze zurück. „Ein Parteitag einer demokratischen Partei ist das Gegenteil von Eskalation“, sagte der Vorsitzende Felix Banaszak. „Von unserem Parteitag geht keine Gefahr und keine Eskalation aus“, bekräftigte auch Neubaur.
Thema des kleinen Parteitags wird ein Antrag des Landesvorstands für eine neue Energiepolitik in NRW sein.