Ärger bei der AfD Höcke und Gauland zweifeln NRW-Listenwahl an
Berlin/Düsseldorf (dpa) - In der AfD sorgt ein Bericht über geheime Absprachen bei der Wahl der Listenkandidaten für die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen für große Aufregung.
„Angesichts der vorliegenden Dokumente vom Listenparteitag scheint fraglich, ob bei der Kandidatenwahl alles mit rechten Dingen zugegangen ist“, teilten der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke und der stellvertretende Bundesvorsitzende Alexander Gauland in einer gemeinsamen Erklärung mit. Es gehe unter anderen um „Tricksereien“. Die Listenwahl solle deshalb von einem Schiedsgericht überprüft worden.
Eine Sprecherin des Landesverbands sagte, zu der Ankündigung von Gauland und Höcke wolle man sich in NRW zunächst nicht äußern. Bisher gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass man die Landesliste in Frage stellen müsste, sagte Renate Zillessen der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. Nach vorläufiger Einschätzung sei weder gegen Parteirecht noch gegen Satzungen verstoßen worden.
Höcke und Gauland bezogen sich auf einen Bericht des „Stern“, der aus geheimen Chat-Protokollen einer AfD-Gruppe in NRW zitiert hatte. Laut „Stern“ handelt es sich bei den Mitgliedern dieser „Whatsapp“-Gruppe um Unterstützer des NRW-Landesvorsitzenden Marcus Pretzell, dem Lebensgefährten der AfD-Bundesvorsitzenden Frauke Petry. Die Gruppe soll bei zwei Wahlparteitagen als Strippenzieher agiert und über Parteimitglieder gelästert haben. AfD-Mitglied Detlef Küsters soll dem Bericht zufolge an die Mitglieder der Chat-Gruppe geschrieben haben: „Was rennen bei uns nur für Vollpfosten rum“ und „was haben wir nur für Pappnasen in der Partei.“
„Diese Gruppe äußert sich in herablassender und in einer der innerparteilichen Debatte unwürdigen Art und Weise über andere AfD-Mitglieder“, kritisierten Gauland und Höcke. Sie arbeite lieber mit Tricksereien, statt mit Argumenten zu überzeugen.
Pretzell selbst erklärte auf Anfrage, er sei nicht Mitglied dieser Gruppe. Der AfD-Landeschef war Anfang September in Soest mit 54 Prozent der Delegierten-Stimmen zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 14. Mai gewählt worden.
Parteisprecherin Zillessen sagte, der NRW-Landesverband habe seit Samstag Kenntnis über die Äußerungen in der „Whatsapp“-Gruppe. Stil und Umgangston seien äußerst fragwürdig. Es handele sich aber nach erster Bewertung überwiegend um nachträgliche Kommentare zu den bereits vollzogenen Wahlvorgängen. „Wie wir damit in der politischen Bewertung umgehen, da sind wir noch in der Diskussion.“