Nach Attentat Kölner OB Henriette Reker ist zurück

Kölns Oberbürgermeisterin hat ihren Dienst im Rathaus angetreten.

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Köln. Vier Wochen nach dem Messerattentat hat Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Freitag ihren Dienst im Rathaus angetreten. Dort begrüßte die 58-Jährige zunächst die Mitarbeiter und nahm mit den Fraktionen im Rat Kontakt auf. Im Museum Ludwig stellte sich Reker erstmals der Presse.

Zum Termin gab es erhöhte Sicherheitsvorkehrungen. „Diese Krise, dieses Attentat hat sich so ausgewirkt, dass es mein Bewusstsein für den eigenen Charakter gestärkt hat. Ich trete von keiner Ansicht zurück“, sagt Reker, die von einem Mann an ihrem Wahlkampfstand niedergestochen worden war.

„Der Mann kam auf mich zu und hat um eine Rose gebeten. Dann hat er das Messer gezogen und mich damit in den Hals gestochen. Dabei hat er freundlich geschaut“, erinnert sich Reker an die Tat. Im Anschluss schafft sie es noch, die Wunde am Hals selbst zu versorgen. „Ich habe bei einer Berufsgenossenschaft gearbeitet und mir dort unfallmedizinisches Wissen angeeignet. Später haben mir die Sanitäter gesagt, dass ich genau das Richtige getan habe. Ich hatte nur Angst, dass ich nach dem Stich gelähmt bin.“

Noch ist der Genesungsprozess nicht abgeschlossen. Probleme hat Reker noch beim Husten und Schlucken. „Aber ich bin von Tag zu Tag mehr da. Für mich war die Verleihung des Heinrich-Böll-Preises an Herta Müller eine Zielgerade, auch wenn ich nicht sicher war, ob ich sie wirklich erreichen kann.“ Die offizielle Amtseinführung wird am 15. Dezember im Rat stattfinden.

Berührt hat Reker die Anteilnahme an ihrem Schicksal. Waschkörbeweise bekam sie Briefe, Glücksbringer und Blumen. „Dass Kölner den Angriff auf mich persönlich genommen und als Angriff auf unsere Stadt gesehen haben, war für mich das Größte.“ Von ihrem Wahlsieg hat Reker am Donnerstag nach dem Wahltermin durch ihren Mann am Krankenbett erfahren. „Ich fand das schön, aber auch nicht so spektakulär. Ich hatte so viel mit mir selbst zu tun, dass das in diesem Moment in den Hintergrund geraten ist.“

Zu ihrem Programm für Köln wollte sich Reker noch nicht ausführlich äußern. Das soll erst im Rat geschehen. Zwei Dinge lagen ihr trotzdem aktuell am Herzen. Dazu gehört die Flüchtlingspolitik: „Ich freue mich jeden Tag über unsere Willkommenskultur in Köln. Hier brauchen wir als Stadt ein Handlungsprogramm sowohl für die Grundversorgung als auch für die Frage, was danach kommt — eine erfolgreiche Integration der Menschen.“

Wichtig ist ihr auch die Veränderung in der Verwaltung gemeinsam mit ihren Mitarbeitern voranzutreiben, mit mehr Effizienz und Entscheidungsfreude.