Kommentar: Ohne Vertrauen keine Spenden
Düsseldorf. Es ist ein Trauerspiel: Eines der erfolgreichsten Hilfswerke geht in die Knie. Wenn sich die Unicef-Affäre bisher noch begrenzt auf die Spendeneingänge ausgewirkt hat, wird die Aberkennung des Gütesiegels nun massiv die Quellen versiegen lassen.
Das mag mit Blick auf die Kinder und Frauen in Not, die in aller Welt von der Hilfsbereitschaft der Deutschen profitiert haben, nicht gerecht sein. Und doch ist dieser Schritt unausweichlich.
Eine Hilfsorganisation wird allein durch das Vertrauen in sie legitimiert. Dieses Vertrauen hat das deutsche Unicef-Komitee gründlich verspielt. Es hat sich geweigert, die notwendige Transparenz zu gewährleisten. Und es hat offenbar gezielt verschleiert, dass es erfolgsabhängige Provisionen an professionelle Spendenwerber gezahlt hat.
Auch wenn der selbstherrliche Unicef-Geschäftsführer Dietrich Garlichs inzwischen seinen Sessel geräumt hat. Aus gutem Grund lehnt das Zentralinstitut für soziale Fragen Provisionen und Erfolgsbeteiligungen ab. Folglich kann es im Fall Unicef kein Auge zudrücken. Die Hilfsorganisation muss jetzt durch einen Reinigungsprozess gehen. Nur so kann sie das Vertrauen der Spender wiedererlangen. Und nur so wird der Fall Unicef eine heilsame Wirkung auf die gesamte Branche der professionellen Helfer haben.
Diese Branche hat sich an vielerlei Stellen zu einer Hilfsindustrie entwickelt, deren Marketing-Instrumente nicht immer im Einklang mit dem Anspruch stehen, den diese Organisationen vermitteln. Mit Promi-Aufläufen und Spendenshows, Provisions-Zahlungen und aufgeblähten Personal-Apparaten pflegen sie einen Konkurrenzkampf um den Spendenerfolg. Mit wachsender Größe steigt dabei die Gefahr, dass neben den Hilfszweck der Selbstzweck tritt. Und die gerechte Sache verleitet die Verantwortlichen dazu, den Blick für Grenzüberschreitungen zu verlieren.