Lindner sieht in Grünen den Hauptgegner
NRW-FDP feiert ihren Parteichef und nominiert Westerwelle für Bundestagswahl.
Neuss. Die nordrhein-westfälische FDP sieht in den Grünen den Hauptgegner im Bundestagswahlkampf. Der liberale Landeschef Christian Lindner attackierte auf dem Landesparteitag in Neuss in einer fulminanten Rede die Öko-Partei heftig.
„Aus Zukunftsgestaltern sind Tugendwächter geworden. Sie sind nicht die neue bürgerliche Mitte, sondern die neuen Spießbürger. Ihre Gartenzwerge sind fair gehandelt“, rief Lindner in die Neusser Stadthalle.
Tags zuvor hatten die Grünen auf ihrem Parteitag in Hagen die rot-grüne Landesregierung als Vorbild für eine neue Regierung im Bund bezeichnet. Für Lindner eher eine Schreckensvision: „NRW ist kein Vorbild, sondern Risiko.“ In vielen wichtigen Fragen wie etwa in der Klimapolitik werde die SPD am „Gängelband der Grünen“ geführt, habe selbst keinerlei Ehrgeiz, das Land zu entschulden.
Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) kritisierte er scharf. Beim Thema Teilhabe von behinderten Kindern lasse das Land die Städte mit den finanziellen Lasten alleine: Krafts Aussage, sie lasse kein Kind zurück, sei „nur soziale Attitüde, wir brauchen soziale Taten“.
Die Delegierten waren von Lindners Auftritt begeistert, zumal der auch recht unverblümt Führungsanspruch für den Kurs der Bundes-FDP formulierte: „Wir sind der Stabilitätsanker der Partei insgesamt.“ Dass dies schon wenig später bei Bundesparteichef Philipp Rösler landete, war völlig klar.
Mit Guido Westerwelle als Spitzenkandidaten führt ein alter Bekannter die Liberalen in die Wahl. Er wurde in Neuss freundlich empfangen und erhielt 88 Prozent. Der Außenminister verzichtete auf die lauten Töne, gab sich staatsmännisch und gestattete sich auch hier und da einen Rückblick auf seine lange Karriere: „Wir haben da sehr viele große Erfolge erzielt“. Mit 50 Jahren ist er nun der Älteste unter den Kandidaten auf den vorderen Plätzen. „Ich habe lange überlegt, ob ich antreten soll.
Doch nun bin ich bereit, mit Haut und mit Haaren.“ Auf Platz 2 der Liste steht Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, er erhielt mit 90 Prozent ein sehr gutes Ergebnis. Ihm wurde die Abschaffung der Praxisgebühr als politischer Erfolg angerechnet. Derzeit sitzen 20 FDP-Abgeordnete im Bundestag, es werden wohl weniger werden. Entsprechend hart war schon in den Vorgesprächen die Konkurrenz auf den Plätzen 5 bis 10, die als sicher gelten können.