Mehr Morde und Sexualverbrechen in Nordrhein-Westfalen
Es wird wieder mehr gemordet, aber insgesamt ist die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen leicht rückläufig. Schatten und Licht beim Kampf gegen das Verbrechen zeigt die aktuelle Kriminalstatistik des Landes.
Düsseldorf (dpa). Mehr Morde, mehr Sexualverbrechen, mehr Einbrüche: Bei insgesamt leicht rückläufiger Kriminalität hat die Polizei in Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr in vielen Bereichen deutliche Anstiege verzeichnet.
So stieg die Zahl der Morde und Mordversuche im Vergleich zum Vorjahr um 14 Prozent auf 142 Fälle. Die Zahl der Sexualstraftaten legte um 2,8 Prozent auf 10 700 zu. 27 200 Mal machten Einbrecher Beute - ein Anstieg von 8,5 Prozent. Das geht aus der neuen Kriminalstatistik hervor, die NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Montag in Düsseldorf vorstellte.
Die Gesamtkriminalität ging in NRW im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent auf 1,4 Millionen Straftaten und damit auf den niedrigsten Stand seit 2002 zurück. Allerdings sank auch die Aufklärungsquote: Von 50,8 auf 49,9 Prozent. Die Polizei ermittelte 495 000 Verdächtige. Das Internet werde zunehmend zur Plattform für Massenkriminalität, berichtete Jäger.
Allein in Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der registrierten Straftaten mit Hilfe des Computers im vergangenen Jahr um über 27 Prozent auf fast 20 000 Fälle. Besorgniserregend sei vor allem die steigende Zahl sogenannter Phishing-Fälle. Dabei erschleichen sich Gauner online private Zugangsdaten zu Bankkonten und heben illegal Geld ab.
Auch das Ausspähen von EC-Kartendaten nach Manipulationen am Geldautomaten stelle die Ermittler vor eine hoch komplizierte Aufgabe, sagte Jäger. Die Aufklärungsquote sei bei Internet-Straftaten von 84 Prozent im Jahr 2004 auf nur noch 64 Prozent gesunken. Jäger kündigte an, mehr Polizisten für die Bekämpfung der Internet-Kriminalität auszubilden.
Rückläufig war die Jugendkriminalität: Die Zahl der Verdächtigen unter 21 Jahren sank um 3,7 Prozent auf 132 000. Ihr Anteil an der Gesamtkriminalität sei mit 26,7 Prozent der niedrigste seit 40 Jahren. Die Zahl der jungen Intensivtäter sank sogar um 6,8 Prozent auf 7400.
Die Zahl der Körperverletzungen ging um 4,8 Prozent auf 34 300 zurück. Auf den Straßen des Landes war man vor Kriminalität im vergangenen Jahr so sicher wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr: Die Zahl der Straftaten in der Öffentlichkeit sank um 2,4 Prozent unter 400 000. Dazu zählt auch ein Rückgang der Auto-Aufbrüche um 4,3 Prozent auf knapp 83 000 - die geringste Zahl seit 30 Jahren.