Kriminalitätsstatistik Mehr Schwerkriminalität - weniger Massendelikte in NRW
Licht und Schatten bei der Kriminalitätsentwicklung in Nordrhein-Westfalen: Während ein Rückgang bei Massendelikten wie Diebstahl und Betrug die Zahl der Straftaten insgesamt sinken lässt, gibt es wieder mehr Gewalt.
Düsseldorf. Sind die Straßen in Nordrhein-Westfalen sicherer geworden? Auf den ersten Blick: Ja. Besonders das Risiko, Opfer einer leichten Straftat wie eines Diebstahls oder Betrugs zu werden, ist gesunken. Auch die Zahl der Einbrüche, die erheblichen Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung hat, ist mit 15,7 Prozent kräftig zurückgegangen. Die Straßenkriminalität sank um 3,1 Prozent.
Das geht aus der neuen NRW-Kriminalitätsstatistik 2016 hervor, die am Montag von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) in Düsseldorf vorgestellt wurde. Insgesamt wurden 1,47 Millionen Straftaten registriert - ein Rückgang um 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Aufklärungsquote stieg auf 50,7 Prozent.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Das Risiko, Opfer einer schweren Straftat zu werden, ist erstmals seit Jahren gestiegen. Die Zahl der Mordfälle (Morde und Mordversuche) stieg um 8,7 Prozent auf 113 Fälle. Die Zahl der Totschlagstaten sogar um 12,1 Prozent auf 259 Fälle. Das Niveau Mitte der 1990er Jahre wird aber längst nicht erreicht. 1997 waren beispielsweise 164 Mordfälle registriert worden.
Zwar ist das Risiko, von Einbrechern heimgesucht zu werden, gesunken. Dafür ist die Gefahr gestiegen, von Räubern in der Wohnung überfallen zu werden. Mit 817 solcher Überfälle wurde im vergangenen Jahr der zweithöchste Stand in den vergangenen 20 Jahren gemessen. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Anstieg um 9,7 Prozent.
Die Zahl der Sexualstraftaten habe um 5,4 Prozent auf 10 376 zugenommen. Darunter sei die Zahl schweren Sexualverbrechen, der Vergewaltigungen und besonders schweren sexuellen Nötigungen, sogar um 24,9 Prozent gestiegen.
Die Kriminalität habe trotz der Aufnahme von über 500 000 Menschen in NRW, von denen über 300 000 geblieben seien, nicht im gleichen Maße zugenommen, betonte Jäger. Von fast 476 000 Tatverdächtigen seien knapp 48 000 Zuwanderer - also gut zehn Prozent.
Das schließe aber nicht aus, dass der Ausländeranteil in einigen Kriminalitätsfeldern durchaus hoch sei. So würden Wohnungseinbrüche überwiegend von südosteuropäischen Banden verübt. Und bei den Taschendieben kämen rund 70 Prozent der Verdächtigen aus fünf Ländern: Rumänien, Bulgarien, Bosnien-Herzegowina, Marokko und Algerien.
Die Computerkriminalität stieg nach zwei Jahren Rückgang wieder deutlich an - um 36,4 Prozent auf 22 700 Fälle. Gefährlicher geworden ist der Schulbesuch: Als Tatort kamen die Schulen im vergangenen Jahr 1066 Mal vor - ein Plus von 4,2 Prozent. Deutlich gesunken ist der Handtaschenraub: Nur noch 628 Fälle wurden gezählt - ein Rückgang um 13,6 Prozent. Vor 20 Jahren waren es noch fast drei Mal so viele Fälle.
Der klassische Banküberfall scheint dagegen ein kriminelles Auslaufmodell und völlig aus der Mode geraten zu sein. Nur noch 36 Überfälle wurden 2016 in NRW registriert - ein Rückgang um 30,8 Prozent zum Vorjahr. Vor 20 Jahren waren es noch 260 Banküberfälle.