Minister ordnet umfassende Sicherheitsprüfung bei Shell an

Ein Kerosin-See nach Rohrleckagen, ein explodierender Chemietank, verletzte Arbeiter - bei Shell im Rheinland ist es schon häufig zu spektakulären Unfällen gekommen. Jetzt zieht das Umweltministerium die Reißleine.

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Düsseldorf/Köln (dpa). Nach zahlreichen Zwischenfällen kommt das Sicherheitsmanagement der Rheinland Raffinerie von Shell bei Köln auf den Prüfstand. Das kündigte Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) in einem Bericht an den Fachausschuss des Landtags an.

Nach einer Vielzahl von Unfällen, Betriebsstörungen und zuletzt einer Explosion mit anschließendem Brand müssten Konsequenzen gezogen werden. Am 9. Januar war ein Tank mit der giftigen Chemikalie Toluol explodiert und hatte für einen Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr gesorgt.

Menschen kamen dabei nicht zu Schaden. Das Lösungsmittel ist nach Angaben von Shell gesundheitsgefährdend, aber nicht krebserregend. Der Umweltausschuss des Landtags beschäftigt sich an diesem Mittwoch mit den Vorfällen. Der Sprecher der Rheinland Raffinerie, Constantin von Hoensbroech, sagte der Nachrichtenagentur dpa in Düsseldorf: „Wir haben absolutes Verständnis für die Fragen der Politik und der Nachbarn. Wir sind offen für die externe Prüfung und schätzen jeden Hinweis, der dazu beiträgt, die Sicherheit zu verbessern.“

Der explodierte und später brennende Tank war mit 3600 Kubikmetern des Giftstoffs gefüllt. Die schwarze Rauchwolke war kilometerweit zu sehen. Anfang November waren zudem zwei Arbeiter bei einer Verpuffung im Godorfer Werk schwer verletzt worden. 2012 wurde bekannt, dass in Wesseling über vier Wochen mehr als eine Million Liter Kerosin unbemerkt ins Erdreich ausgelaufen waren.

Zusätzlich gab es zwischen Oktober und Dezember 2012 fünf weitere Leckagen an oberirdischen Rohrleitungen im Werk Köln-Godorf. Das Abschöpfen des „Kerosin-Sees“ und weitere Maßnahmen zur Sanierung der Boden- und Grundwasserschäden sind im Gange.

Nach Angaben von Shell ist die Rheinland Raffinerie die größte Raffinerie Deutschlands. Sie besteht aus zwei Teilen, dem Werk Nord in Köln-Godorf und dem Werk Süd in Wesseling sechs Kilometer südlich. In einer Erdölraffinerie wird mit Hilfe verschiedener Verfahren Erdöl weiterverarbeitet etwa zu Benzin, Kerosin oder Heizöl. Die „auffällige Häufung von Schadensfällen an dem Raffinerie-Standort“ lasse sich nicht auf einen bestimmten Anlagentyp oder bestimmte Bereiche begrenzen, stellt Remmel in seinem Bericht an den Ausschuss fest.

Daher werde die Bezirksregierung Köln nun in Abstimmung mit dem Ministerium eine umfassende Überprüfung des gesamten Sichertheitsmanagements bei Shell veranlassen. Der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Hans Christian Markert, forderte, neben der Aufklärung der Pannen-Serie müsse der Konzern auch sicherstellen, „dass die Kommunikation im Krisenfall funktioniert und die Nachbarn alle wichtigen Informationen erhalten“. Dies war im Januar zeitweise nicht der Fall.