Mißfelder setzt verstärkt auf NRW

34-Jähriger gibt überraschend Amt als USA-Koordinator im Bund ab.

Philipp Mißfelder sorgt für eine Überraschung.

Foto: Karlheinz Schindler

Düsseldorf/Berlin. Im Bundestag spulte Philipp Mißfelder, außenpolitischer Sprecher der Union, am Donnerstag seine Rede zum Bundeswehreinsatz in Somalia herunter, als wäre nichts passiert. Dabei hatte der 34-Jährige wenige Stunden zuvor für einen Paukenschlag im Berliner Politbetrieb gesorgt. Überraschend war er als Koordinator der Bundesregierung für die transatlantischen Beziehungen zurückgetreten — nach nur drei Monaten im Amt. Ein seltsamer Rücktritt, wenn man bedenkt, dass Mißfelder bislang auf der politischen Karriereleiter immer nur in eine Richtung wollte: nach oben.

Mißfelder will sich am 26. April in Düsseldorf zum Schatzmeister der NRW-CDU wählen lassen. Die Begründung für seinen Rücktritt lautete daher: „Ich halte das Parteiamt eines Landesschatzmeisters für unvereinbar mit der Aufgabe als Amerika-Beauftragter im Auswärtigen Amt — ich möchte eine stärkere Anbindung an meinen Heimatverband in Nordrhein-Westfalen und konzentriere mich darauf.“ Mehr wollte der Vorsitzende der Jungen Union auf Nachfrage nicht sagen. Außenpolitischer Sprecher will er offenbar bleiben.

Von Interessenkollision ist jetzt auch in der Union die Rede. Denn als Schatzmeister muss Mißfelder Spenden einsammeln, und viele Unternehmen in Nordrhein-Westfalen haben enge Geschäftsbeziehungen mit den USA. Dem Vernehmen nach soll es an der CDU-Basis gegrummelt haben, was Mißfelder nicht verborgen geblieben sei — und was womöglich seine Kandidatur auf dem Parteitag erschwert hätte. Bei Finanzen, so hieß es, werde von allen Seiten genau hingeschaut.

Mißfelder setzt nun auf mehr Einfluss in der Landespolitik. Dahinter, hieß es, könnte Kalkül stecken: Als Schatzmeister sei ihm eher ein aussichtsreicher Platz auf der Landesliste sicher, den Mißfelder dringend benötigt, um wieder in den Bundestag einzuziehen. Denn in seiner Heimat Gelsenkirchen gewinnt die Union das Direktmandat gewöhnlich nicht. Und den Junge-Union-Vorsitz muss Mißfelder dieses Jahr altersbedingt auch abgeben.

Womöglich habe Mißfelder aber auch Karrierepläne in Düsseldorf nach der Landtagswahl 2017, denn in Berlin gehe es nicht wirklich entscheidend vorwärts für ihn. Zu Angela Merkels engem Kreis gehört er jedenfalls nicht.

Derweil wurde bekannt, dass der frühere SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück Vorsitzender der Parlamentariergruppe USA wird. Die SPD hat das Vorschlagsrecht — dies war auch damit begründet worden, dass Mißfelder — bis Donnerstag — das Amt des Amerika-Beauftragten der Bundesregierung innehatte. Bisher wurde die Parlamentariergruppe USA von Hans-Ulrich Klose (SPD) geführt, der aber nicht mehr im Bundestag sitzt.