NRW: Eltern setzen sich gegen Lehrerempfehlung durch
Bildung: 35,6 Prozent der Einsprüche sind erfolgreich.
Düsseldorf. Der Widerspruch hat sich in vielen Fällen doch gelohnt: Immerhin 36,5 Prozent der Viertklässler in Nordrhein-Westfalen, deren Eltern mit der Lehrer-Empfehlung für die weitere Schullaufbahn ihrer Kinder nicht einverstanden waren, dürfen nach einem erfolgreichen Prognoseunterricht doch noch auf die Schule ihrer Wahl gehen. Das teilte gestern das Landesschulministerium mit.
Anfang April fand an den Grundschulen des Landes zum zweiten Mal der Prognoseunterricht statt. Er ist ein Angebot an die Eltern. Vorausgegangen ist eine Empfehlung der Grundschullehrer, welche weiterführende Schule für den Jungen oder das Mädchen geeignet wäre. Die Eltern, die mit diesem Urteil nicht einverstanden sind, können auf den Prognoseunterricht bestehen.
2300 Kinder - von insgesamt 178000 Viertklässler in diesem Jahr - wurden nun auf Wissen und Talent getestet. An den entscheidenden Prüfstunden nehmen drei Pädagogen teil: Eine Grundschullehrerin, ein Lehrer einer weiterführenden Schule sowie ein Beamter der Schulaufsicht. Sie können sich nur mit einem einstimmigen Votum gegen den Elternwillen stemmen.
In der Regel wehren sich die Eltern gegen die Empfehlung für die Hauptschule. Und tatsächlich erreichten mehr als die Hälfte der 826 im Sinne der Eltern erfolgreichen Überprüfungen, dass die Kinder zu Realschulen gehen können (493 Fälle). In immerhin 333 Fällen sprang sogar eine nachträgliche Empfehlung für das Gymnasium dabei heraus.
Mit der Schulreform hatte die schwarz-gelbe Landesregierung ursprünglich eine verbindliche Lehrerempfehlung umsetzen wollen. Dagegen hatte sich auch innerhalb der beiden Koalitionsfraktionen und -parteien CDU und FDP massiver Protest erhoben. Dort wurde das als massive Einmischung in die Elternrechte verstanden. Daraufhin wurde im Gesetzgebungsverfahren der Prognoseunterricht erfunden.
Unbeschadet von den Empfehlungen für die einzelnen Schulformen des gegliederten Schulsystems steht es den Eltern immer frei, ihre Kinder an Gesamtschulen anzumelden. Das ist allerdings in ländlichen Gegenden ein Problem - dort gibt es kaum welche.