NRW führt den Sprach-Tüv für alle Vierjährigen ein
Im März startet erstmals die landesweite Überprüfung. Die Teilnahme auch an den Förderkursen ist Pflicht.
Düsseldorf. Im kommenden Monat wird es ernst: Erstmals wird es dann in Nordrhein-Westfalen einen verpflichtenden Sprachtest für alle Vierjährigen geben. Rund 180 000 Mädchen und Jungen müssen sich dann einer Überprüfung ihrer Fähigkeiten unterziehen. Das geschieht in spielerischer Form. Details stellten gestern die NRW-Minister Barbara Sommer (Schule) und Armin Laschet (Familie/beide CDU) vor.
Vier Kinder sitzen rund um einen Tisch, in der Mitte liegt ein Brettspiel, das eine Rundreise durch einen Zoo darstellt. Eine Erzieherin weist die Aufgaben zu. Eine Grundschullehrerin sitzt in der zweiten Reihe und hält anhand eines Standardformulars das Geschehen fest. Das sind die äußeren Merkmale des Sprachtests "Delfin". Er wird im März in 9700 Kindertagesstätten zwischen Rhein und Weser durchgeführt. Über 9000 Grundschullehrer werden dafür abgestellt.
Die inhaltliche Vorbereitung lag in den Händen der Dortmunder Professorin Lilian Fried. Anhand des Spiels "Delfin" hat sie ein Konzept entwickelt, das das Nachsprechen von Sätzen (Beispiel: "Das Haus wird vom Maler gestrichen"), das Beschreiben von Bildsituationen, das Umsetzen von Handlungsanweisungen ("Stelle deine Figur neben das Haus mit dem Blumenfenster") oder das Nachsprechen von Kunstwörtern (Beispiel: "Pituski, Hilemka") vorsieht. "Damit wird das Sprachvermögen abgefragt, das ein vierjähriges Kind haben müsste", so Fried.
Bis zu 20 Prozent eines Jahrgangs könnten Schwierigkeiten haben, lauten die Expertenschätzungen, unter Ausländern könnte die Quote noch höher sein.
Die Teilnahme an dem Test ist verpflichtend, auch für die Kinder, die von ihren Eltern nicht in die Kindergärten geschickt werden. Derzeit sind rund 70 Prozent der Vierjährigen in NRW in einem Kindergarten. Die Kinder, die beim ersten Test auffallen, werden im Mai zu einer Nachuntersuchung aufgefordert. Bestätigen sich die Bedenken aus dem ersten Test, wird die Teilnahme an Sprachförderkursen angeordnet.
Die beginnen dann im Sommer in den Kindergärten und sollen bis zur Einschulung fortdauern. Auch hier ist die Teilnahme verpflichtend, organisiert werden muss dies vor Ort von den Kommunen und den Trägern der Einrichtungen. Das Land zahlt pro Kind und Jahr 350 Euro Zuschuss.
Die schwarz-gelbe NRW-Landesregierung geht einen längst überfälligen Schritt: Die verpflichtenden Sprachtests für Vierjährige sind die richtigen Konsequenzen aus den schlechten Bildungsergebnisse der vergangenen Jahre. Heute sind die Grundschulen allzu oft Reparaturbetrieb für die Versäumnisse im Elternhaus, es gab und gibt Kinder, die keine klaren Sätze sprechen können - viele davon kommen aus Ausländerfamilien, eine ganze Reihe sind aber auch deutscher Herkunft. Wenn das Land es schafft, auch an die Eltern heranzukommen, die ihre Jungen und Mädchen nicht in den Kindergarten schicken, und dabei die Kommunen nicht alleine lässt, hat es an dieser Stelle seine Hausaufgaben gemacht. NRW wäre dann bundesweit Vorbild.