NRW-Schulministerin will Grundschule reformieren

Eine IQB-Bildungsstudie zeigt deutliche Schwächen nordrhein-westfälischer Schüler in Mathematik und Deutsch.

Foto: Felix Kästle

Berlin. Nordrhein-Westfalens Viertklässler schneiden im bundesweiten Vergleich beim Lesen und in Mathe unterdurchschnittlich ab. Das geht aus der Studie „Bildungstrends“ des Instituts zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) hervor, die die Kultusministerkonferenz am Freitag in Berlin veröffentlichte. Untersucht wurde das Niveau von Viertklässlern in Deutsch und Mathematik. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) kündigte Konsequenzen an.

Im Fach Mathe hat sich in NRW und in Bremen der Anteil der Schüler, die den Regelstandard erreichen, binnen fünf Jahren deutlich verringert. Beim Erreichen des Mindeststandards fällt das Ergebnis in NRW für das Zuhören im Fach Deutsch und in Mathe ungünstig aus. Der Leistungsabstand zwischen den schwächsten und den stärksten Bundesländern betrage am Ende der Grundschulzeit immerhin etwa ein Schuljahr, fanden die Bildungsforscher heraus.

Auch bundesweit sind die NRW-Viertklässler innerhalb der vergangenen fünf Jahre in Mathematik, beim Zuhören und in Rechtschreibung zurückgefallen. Beim Lesen sind die Grundschüler dagegen auf ähnlichem Niveau geblieben wie 2011. Ziel der Ländervergleichsstudien ist es festzustellen, inwieweit Schüler in Deutschland die für alle Länder verbindlichen Bildungsstandards erreichen und in welchen Bereichen Steuerungsbedarf besteht.

„Die Ergebnisse sind ernüchternd“, sagte KMK-Präsidentin Susanne Eisenmann (CDU). „Sie zeigen einen bundesweiten Handlungsbedarf bei der Förderung in den Kernfächern Deutsch und Mathematik.“ Die schlechten Ergebnisse belegten, „dass die im Koalitionsvertrag vereinbarte Stärkung der Kernkompetenzen notwendig und längst überfällig ist“, sagte NRW-Schulministerin Gebauer. „Wir müssen daher einen Masterplan Grundschule erarbeiten.“

Zum Messzeitpunkt im Frühjahr 2016 erreiche Nordrhein-Westfalen beim Lesen und in Mathe nur den 14. Platz im Vergleich der Bundesländer. In den Bereichen Zuhören und Rechtschreibung zählt Nordrhein-Westfalen zum Mittelfeld. „Wir werden unser Hauptaugenmerk auf die Kinder richten, die schon in der Primarstufe die Mindeststandards verfehlen“, sagte Gebauer. Dies seien in NRW je nach untersuchtem Bereich 13 bis 24 Prozent der Kinder. Der Rechtschreibunterricht an den Grundschulen solle verbindlicher werden. Die umstrittene Methode „Lesen durch Schreiben“ soll begrenzt werden. Sie wolle zudem einen verbindlichen Grundwortschatz für die Grundschulen einführen.

Für den Verband Bildung und Erziehung (VBE) ist die Angelegenheit klar: Es gibt zu wenige Lehrer. In NRW sei zu Beginn des Schuljahres die Hälfte der ausgeschriebenen Stellen nicht besetzt worden. Außerdem fehle an mehr als jeder zehnten Schule eine Schulleitung.

Die Studie bezieht sich zudem auf eine neue Schülerschaft: Der Anteil der Viertklässler mit Migrationshintergrund hat sich um mehr als ein Drittel auf 34 Prozent erhöht. Auch besuchen mehr Kinder mit Behinderung eine allgemeine Schule.