Wohnraum Nur „vorübergehende Engpässe“?

5000 Plätze wollen die Studierendenwerke schaffen. Sie sagen, dass es ohne Zuschüsse nicht klappt.

Düsseldorf. Knapp 122 000 Erstsemester werden im Herbst die Hochschulen in NRW besuchen, viele ein preiswertes Dach über dem Kopf suchen. Zirka 5000 Wohnplätze wollen die zwölf Studierendenwerke schaffen, „ weil wir für Zehn Prozent der Studierenden Wohnplätze vorhalten wollen. Das werden wir aber nicht schaffen“, räumt Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studierendenwerks Siegen, ein. Und appelliert deshalb bei der Vorstellung des Jahresberichts 2014 an die Landesregierung, ihre Bezuschussung in diesem Bereich zu erhöhen. Doch die beharrt, in Person der Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD), auf einem 50 Millionen schweren, zinsgünstigen Darlehen.

Vor zwei Tagen erst haben die Studierendenwerke deshalb in einen offenen Brief versucht, das Land beim Thema „bezahlbarer, studentischer Wohnraum“ in die Pflicht zu nehmen. Forderung: Echte Investitionszuschüsse, zum Beispiel frei gewordene Gelder, nachdem der Bund die Bafög-Zahlungen übernommen habe. Das sieht auch Rujanski so, der weiß, dass zwei bis drei Semester Wartezeit auf einen Wohnplatz im Studentenheim die Regel sind, auch wenn für die „Erstis“ Plätze vorgehalten werden.

Die Ministerin hat zwar Verständnis, weist aber auf 50 000, meist öffentlich geförderte, existierende Wohnplätze (Monatsmiete durchschnittlich bei 239 Euro) sowie darauf hin, dass das Land nicht die Probleme der Großstädte lösen könne, preiswerten Wohnraum zu schaffen. Außerdem habe eine aktuelle Umfrage ergeben. dass von den 33 Hochschulen des Landes 22 „keine oder nur vorübergehende Engpässe beim studentischen Wohnraum wahrnehmen“.

Nach dem Rekordhoch des doppelten Abiturjahrgangs 2013 ist die Zahl der Studierenden in NRW — 717 858 waren zum Wintersemester 2014/2015 insgesamt eingetragen — wie erwartet leicht gesunken und wird dies in den nächsten Jahren kontinuierlich weiter tun (2025: 114107). Zugenommen hat dagegen die Zahl ausländischer Studierender, für die ebenfalls in den Wohnheimen Plätze frei gehalten werden. Für sie wünscht sich Rujanski Tutoren und Betreuungsprogramme.